ISBN : 9783453422384
Flexibler Einband : 400 Seiten
Verlag : Heyne
Erscheinungsdatum : 10.09.2018
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Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung.
Der Schatz
Los Angeles 1989: „Die
Marken waren mein Ein und Alles.“ (S. 23) sagt Katies Vater, als sie
ihm erzählt, dass sie seine Sammlung veräußern will. Das ist an einem guten
Tag, an dem er sie erkennt und sich erinnern kann, denn er leidet an Demenz. In
ihrer Kindheit sind sie jeden Sonntag losgezogen, um auf Flohmärkten und bei
Haushaltauflösungen nach besonderen Briefmarken zu suchen. Jetzt hofft sie,
dass sich wirkliches etwas Wertvolles in der Sammlung befindet.
Bis auf eine ungewöhnliche
Marke (die auf einem ungeöffneten, nie abgeschickten Brief klebt) fällt dem
Händler Benjamin Grossmann nichts auf. Aber „die Eine“ hat es in sich. Sie muss
um 1938 in Österreich entstanden sein. Im eigentlichen Bild versteckt sich ein
Edelweiß – das deutet lt. Benjamin darauf hin, dass es sich um einen
Liebesbrief handelt. Aber er sagt Katie auch, dass die Marke so nie gedruckt
wurde. Warum gibt es sie dann aber? „Vielleicht waren die Geschichten hinter den
Marken der eigentliche Schatz.“ (S. 123) Die Suche führt die Beiden
weit in die Vergangenheit.
Die Geschichte hat mich sehr
bewegt. Jillian Cantor verwebt darin geschickt zwei Zeitebenen und
Handlungsstränge. Da ist zum einen Katie, die 1989 unbedingt den Graveur der
Marke oder die Empfängerin des Briefes finden möchte. Gleichzeitig fällt in
Berlin die Mauer und ihre Großmutter träumt davon, noch einmal ihre Heimat zu
sehen, denn auch sie musste als Jüdin im 2. WK fliehen und konnte / wollte
danach nicht in de DDR zurückkehren.
Die zweite Ebene spielt in 1938
Österreich. Der ehemalige Waisenjunge Christoph hat beim jüdischen
Briefmarkengraveur Friedrich Faber und dessen Familie endlich eine Lehrstelle
und ein Zuhause gefunden. Doch dann wird Österreich an Deutschland
„angeschlossen“ und die Fabers sind in Gefahr.
„Das Mädchen mit dem
Edelweiß“ ist extrem spannend geschrieben. Ich habe mit Katie und Benjamin auf
ihrer Suche mitgefiebert. Katie ist eine zutiefst verunsicherte und einsame Frau.
Ihr Mann lässt sich gerade scheiden, weil sie sich nur noch um ihren erkrankten
Vater gekümmert und dabei ihre Ehe vernachlässigt hat. Ihr Vater lebt in der
Vergangenheit und erkennt sie kaum noch. Ihren Glauben lebt sie seit Jahren
nicht mehr, da ihr Mann kein Jude war. Sie hat ihre Wurzeln verloren.
Durch die Suche und die
Konfrontation mit der Vergangenheit versteht Katie endlich, was ihre Vorfahren mit
der Flucht alles aufgeben mussten, was Heimat eigentlich bedeutet – und findet
sich selbst wieder.
Jillian Cantor beschreibt
sehr mitreißend, wie die Nazis gegen die österreichischen Juden vorgegangen
sind und wie geschickt diese sich dagegen gewehrt haben. Sehr interessant fand
ich ihren Blick als Amerikanerin auf die Wende- und Nachwendezeit der DDR, da
ich dort aufgewachsen bin.
Meine unbedingte
Leseempfehlung.
2 Kommentare:
Liebe Tanja,
wie du neugierig warst auf den Blick der amerikanischen Autorin auf die DDR Zeit, so war ich etwas skeptisch betreffend meiner Heimat Österreich und dieser Zeit. Und was soll ich sagen - die Autorin hat es wirklich toll gemacht! Ein sehr guter Roman und als Briefmarkensammler bin ich ebenfalls zufrieden mit ihrer recherche zum Roman. Hut ab! (da habe ich schon anderes erlebt....!)
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
ich hätte nie gedacht, dass Du Briefmarken sammlst ...
Ich war ehrlich gesagt sehr überrascht, als ich an die erste Stelle kam, wo es um die Wende ging. Wir haben in Dresden damals ja nur unsere Berichterstattung gehabt und nichts von der anderen Seite erfahren. Sie hat wirklich gut recherchiert und das sehr spannend rübergebracht.
Liebe Grüße, Tanja
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