ISBN : 9783423289672
Fester Einband : 224 Seiten
Verlag : dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum : 26.10.2018
Genre: Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG) / Vorab
Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung.
Schritte in die Dunkelheit
„Wer Angst hat, verpasst das Leben,
Mafalda.“ (S. 209) Das sagt sich relativ leicht, wenn man nicht gerade
erst 9 Jahre alt ist und an Morbus Stargardt leidet, einer Augenkrankheit, die den
Betroffenen nach und nach erblinden lässt. Mafalda flüchtet sich in den
Kirschbaum auf dem Schulhof, noch kann sie ihn sehen und daran hochklettern –
aber wie lange noch?
„In der Nacht hör’ ich die
Sterne“ beruht auf Paola Perettis Geschichte, erklärt sie im Vorwort. Sie ist
jetzt in Mafaldas Situation, weiß nicht genau, wie lange sie noch sehen kann.
Für eine Erwachsene ist das schon eine schwierige Situation, wie mag es dann
erst für ein Kind sein?! Mit viel Einfühlungsvermögen erzählt sie, wie sich
Mafalda auf das „Blindsein“ vorbereitet. So hat sie z.B. eine Liste mit Dingen,
die sie jetzt noch machen kann und von der sie bald immer mehr Sachen streichen
muss. Sie konzentriert sich auf ihre Trauer, das Negative, den Verlust. Erst
die neue Hausmeisterin der Schule, die Rumänin Estella, bringt sie darauf,
stattdessen eine Liste mit Dingen zu erstellen, die sie dann immer noch machen
können wird. Genau wie der kleine Prinz in der Geschichte von Saint Exupery: „Finde
deine Rose, Mafalda. Das, was für Dich wesentlich ist. Das, wozu du
keine Augen brauchst.“ (S. 48)
Das Buch erzählt die
Geschichte von Außenseitern. Mafalda ist nur eine von ihnen. Wegen ihrer
Erkrankung grenzen die anderen Schüler sie aus, ihre beste Freundin wendet sich
ab. Doch sie bekommt auch unerwartete Unterstützung, findet neue Freunde. Neben
Estella, die ihr immer wieder die Wahrheit sagt und ihr Mut macht, setzt sich auch
ausgerechnet Filippo, der Schulrüpel, für sie ein. Er sieht sie als Mensch,
nicht als Opfer ihrer Krankheit. Und er artikuliert auch, dass ihm gefällt, was
er sieht. Zwischen ihnen spinnen sich zarte Bande. Aber darf sich ein blindes
Mädchen verlieben? Darf sie glücklich sein? Oder sollte sie sich von der Welt
zurück- und auf einen Kirschbaum ziehen?
Mafaldas Geschichte hat mich
sehr berührt. Manchmal scheint sie schon sehr weit für ihr Alter, lebensklug,
und dann ist sie plötzlich wieder das kleine unsichere Mädchen, dass sich am
liebstem vor der ganzen Welt verkriechen und ihren dicken Kater streicheln
würde: „Hauptsache, er ist da, wenn ich ein Problem habe und etwas Warmes,
Weiches brauche, das ich fest an mich drücken kann.“ (S.14).
Eine Kleinigkeit hat mich
gestört: Die verschiedenen Abschnitte werden nicht durch Zeitangaben
unterteilt, sondern durch die Schritte, die Mafalda von „ihrem“ Kirschbaum
entfernt stehen und ihn trotzdem noch sehen kann. Leider war dadurch nie klar,
wie alt sie gerade ist oder in welcher Klasse.
1 Kommentar:
Hört sich gut an Tanja!
Mir gefällt es auch immer besser, wenn die Kapitel mit Zeitangaben versehen sind
LG Uli
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