ISBN : 9783499274671
Flexibler Einband : 446 Seiten
Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
Erscheinungsdatum : 20.11.2018
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Dunkle Zeiten
Elsass 1484: Nachdem Susannas
Mutter Margarethe nachts aus dem Fenster gestürzt und daran gestorben ist
werden Stimmen laut, dass sie freiwillig gesprungen ist, weil sie vom Teufel
besessen war. Ausgerechnet Bruder Heinrich, der Prior der Dominikaner und
Inquisitor, spricht für Margarethe, damit sie in geweihter Erde bestattet
werden darf. Er ist mit Margarethe zusammen aufgewachsen und war in sie
verliebt, aber sie hat ihn damals verschmäht. Jetzt sorgt er sich um Susannas Seelenheil,
will sie überreden, ins Kloster einzutreten. Susanna ist dem Gedanken Nonne zu
werden auch nicht abgeneigt. Doch ihr Vater ist von dieser Idee nicht
begeistert und als Heinrich immer merkwürdiger wird, entzieht sich Johanna ihm.
Astrid Fritz erzählt in „Der
Hexenjäger“ die reale Geschichte von Heinrich Kramer, dem Verfasser des
berüchtigten Hexenhammers. Mir war nicht klar, dass er zu seinen Lebzeiten mehr
Feinde als Befürworter hatte, die seine Ideen und sein Konzept der
Hexenverfolgung, die peinlichen Befragung und seine totalitäre Art nicht gut
hießen. In Rückblicken wird von Heinrichs Kindheit und Jugend erzählt. Sie
beschreibt ihn als schmächtigen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der immer
gehänselt wird, aber auch als extrem intelligent und ehrgeizig. Obwohl er als
Mönch den „fleischlichen Genüssen“ abschwören muss, geht er immer wieder zu den
Huren – er steigert sich bald in den Wahn, dass diese ihn „verzaubern“, da er sich
nicht beherrschen kann. Dieser Irrglaube und seine Geltungssucht treiben ihn
letztlich dazu, erst die Hexenbulle und später den Hexenhammer zu schreiben. Ich
fand es interessant, dass er damals scheiterte und am Ende sogar aus seinem
Landstrich vertrieben wurde – und erschütternd, dass sein Werk 100 Jahre später
dazu benutzt wurde, Zehntausende hinzurichten.
Susanna ist ein fiktiver
Charakter und steht stellvertretend für jene, die unschuldig in das Blickfeld
der Inquisition gelangten. Nach dem (Frei-?)Tod ihrer Mutter ist sie verstört
und für Heinrichs Manipulationen empfänglich. Sie ist seit langem einem älteren
Mann versprochen vor dem sie sich ekelt. Auch die Ehe ihrer besten Freundin,
deren totale Abhängigkeit und Unterwerfung durch ihrem Mann, ist ein
abschreckendes Beispiel für sie.
Sehr packend schildert die Autorin,
wie sich Susannas Vertrauen zu Heinrich erst in ein ungutes Gefühl und dann
immer mehr in blanke Überlebensangst verwandelt. Heinrichs Entwicklung, sein
Reinsteigern in den Hexenwahn und die daraus resultierenden Handlungen waren
erschreckend. Es wird aufgezeigt, wie die Hexenprozesse funktionierten und die
Menschen zur Denunziation aufgefordert wurden.
Fazit: Spannender, gut
recherchierter Roman über Heinrich Kramer, den Verfasser des Hexenhammers.
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