ISBN : 9783734106675
Flexibler Einband : 416 Seiten
Verlag : Blanvalet
Erscheinungsdatum : 19.11.2018
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Weihnachten in Paris?
Paris, Weihnachten 1968:
Thomas Harding ist ein letztes Mal in die Stadt der Liebe gereist, denn er hat
nicht mehr lange zu leben. In seinem Gepäck befindet sich ein Stapel Briefe –
nach Jahreszahlen geordnet und gehalten von einem roten Band. Ein zusätzlicher
Brief ist noch relativ neu, ihn wird er zuletzt lesen ...
Der erste Brief ist von
September 1914. Damals ist Thomas in die Armee eingetreten, um sein Land
(England) im Krieg gegen die Deutschen zu unterstützen. Mit ihm zusammen hat
sich sein bester Freund Will freiwillig gemeldet. Alle denken, der Krieg wäre
nur eine Sache von Monaten, Weihnachten würden sie in Paris feiern. Wills
Schwester Evelyn ist von Kindheit an die Dritte im Bund der Freunde. Sie bleibt
in Oxford zurück und versucht mit Briefen, die Jungs bei Laune und die Moral
hochzuhalten. Viel lieber würde sie selber kämpfen, aber: „Jungs gehen aufs College und in
den Krieg. Mädchen machen eine gute Partie.“ (S. 24) Noch beneidet sie
die beiden, doch je länger der Krieg dauert und je mehr trotz der Zensur des
Propagandaministeriums durchsickert, was sich an der Front wirklich abspielt,
desto mutloser wird auch Evelyn „Manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte wie
ein Löwenzahnsamen im Wind fortgeweht werden, wenn ich mich nicht an etwas
festhalte, das solide und beständig und unveränderlich ist.“ (S. 76) Sehr
bald werden die Briefe, die Thomas und Evelyn tauschen, ihre Lichtblicke, ihre
Anker in dem Wahnsinn um sie herum. Sie machen das Grauen erträglicher: „Wir
werden diesen Krieg gemeinsam überstehen, Du und ich.“ (S. 114)
Evie war schon vorher modern
und fortschrittlich, aber der Krieg emanzipiert sie noch mehr. Wie so viele
andere Frauen möchte auch sie etwas beitragen. Sie beginnt bei der Post zu
arbeiten und eine Kolumne über das Leben der Zurückgebliebenen zu schreiben –
aber viel lieber würde sie direkt von der Front berichten ...
Auch Tom wird immer
desillusionierter. Seine Kameraden um ihn herum sterben schneller, als
Nachschub kommt. Warum sollte ausgerechnet er überleben. Ist das überhaupt noch
ein Leben, für das es sich zu kämpfen lohnt? Zum Glück spornt Evie ihn immer
wieder an: „Mach Dir keine Sorgen, ich werde durchhalten, Evie. Schließlich habe
ich nichts anderes zu tun.“ (S. 102)
„Noch bevor das Jahr zu Ende
ist“ ist ein sehr berührender Roman, der dem Leser das Grauen des Krieges durch
die Briefform sehr nahe bringt. Man erfährt quasi aus erster Hand, was sie
Soldaten und die Daheimgebliebenen aushalten müssen, wie sie täglich ums
Überleben kämpfen, versuchen, nicht den Verstand zu verlieren. Und er zeigt
auch eine zart aufkeimende Liebe. Evelyn stellt schnell fest, dass sie Thomas
durch seine Briefe besser kennenlernt, als es ihr zu Hause im täglichen Umgang
je möglich gewesen wäre. Sie beginnt, sich nach seinen Zeilen zu sehnen – hat
sie sich etwa in ihn verliebt? Trotz ihrer großen Entfernung und dem um sie
herum tobenden Krieg? Und was empfindet er? Er unterschreibt immer mit „in
tiefer Zuneigung“ bzw. „in ewiger Freundschaft“ – Liebe klingt anders, oder?!
Obwohl ich mich mit der
Briefform des Buches etwas schwer getan habe, hat er die volle Punktzahl und
meine Leseempfehlung verdient.
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