ISBN : 9783423262163
Flexibler Einband : 240 Seiten
Verlag : dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum : 28.02.2019
Genre : Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Der schöne Schein
Familienoberhaupt Joseph lädt
seine Familie für ein Wochenende an die Ostsee ein. Sie sollen sich endlich
alle aussöhnen. Doch wo so viele Menschen und Generationen aufeinandertreffen,
ist Krach quasi vorprogrammiert. Zumal sie alle vom jüngsten Familienmitglied
auf Trab gehalten werden. Rocco ist erst 4 aber: „...ein unerzogenes, verwöhntes
und vor allem unberechenbares Ekel.“ (S. 22). Auch an diesem Wochenende
beweist er, dass er seinem Ruf gerecht wird.
Dass Frank Goldammer Krimis
schreiben kann, hat er schon bewiesen. Aber kann er auch einen Familienroman?
Ja, er kann. Zwar ist „Großes Sommertheater“ ganz anders als erwartet, aber
sehr unterhaltsam. Und so ganz kann er es dann doch nicht lassen – das Buch
endet mit einem filmreichen Showdown inklusive großem Knall.
Dabei fängt alles so idyllisch
an. Sommer an der Ostsee: „Es ist zu heiß, zu laut, zu eng, zu teuer,
zu sandig, aber genau das ist es! Man möchte da sein. Man möchte immer wieder
kommen. Man möchte gar nicht mehr weg.“ (S. 9)
Die Familie trudelt nach und
nach in Josephs Villa ein. Ach was heißt Villa – Schloss trifft es eher. Hat er
etwas das ganze zu erwartende Erbe dafür verprasst?!
Der erste Akt kann beginnen,
die einzelnen Personen werden vorgestellt. Da wäre z.B. Erwin, der aalglatte korrupte
Politiker, dem seine Bestechlichkeit gerade zum Verhängnis wird. Seine Tochter
Regina ist die ständig überforderte Mutter des kleinen Teufels Rocco. Womit Erwins
Habbruder Harald sein Geld verdient, weiß keiner so genau, aber es scheint
nicht auf legalem Weg zu passieren. Noch schlimmer ist nur Uwe,
Hartz-IV-Empfänger: „Lieber setzt er seine Ausdauer und seinen
Ehrgeiz dafür ein, keine Ausdauer und keinen Ehrgeiz haben zu müssen.“
(S. 90) Die anderen sind geschockt - der abgewrackte Typ hat eine echte
Traumfrau dabei. Und dann ist da noch Agnes, Josephs Pflegerin, die sich wie
die Hausherrin aufspielt. Welche Rolle wurde ihr zugedacht? „Etwas
liegt in der Luft. Jeder spürt, dass dieses Wochenende ganz anders werden würde
als gedacht.“ (S. 66)
Insgesamt kommen mehr als 30
Personen vor, aber man behält den Überblick. Sehr gut gefallen hat mir, dass
sie alle ihre Eigenarten haben und direkt aus dem Leben gegriffen sind. Auch die
eine oder andere Situation habe ich so ähnlich schon bei diversen
Familienfesten erlebt. Aber Frank Goldammer lässt uns auch hinter die Masken seiner
Protagonisten schauen. Denn kaum einer ist, was er zu sein scheint.
In Rückblicken erfährt man zudem
Josephs Vergangenheit. Seine Geschichte ist auch die Geschichte Deutschlands.
1923 geboren, erlebt er den 2. WK, die Teilung und die Wiedervereinigung. Und
fast immer schwimmt er oben auf. Diese Kapitel erinnerten mich an die
Max-Heller-Reihe, ich hätte mich nicht gewundert, wenn Heller hier einen
Gastauftritt gehabt hätte. Stattdessen hat sich der Autor selbst ins Buch
geschrieben, etwas versteckt, aber man erkennt ihn – na, neugierig geworden?!
Ohne zu viel zu verraten: So
ganz ohne Krimi geht es dann doch nicht. Mit einem Augenzwinkern lässt er alle
in die große Katastrophe schliddern. Wenn ich das Buch einordnen müsst, würde
ich es wohl als dramatische Komödie bezeichnen – sehr lustig und vor allem zum
Ende hin immer spannender.
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