ISBN : 9783746635064
Flexibler Einband : 544 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 15.02.2019
Genre : Historischer Roman / Biographie
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Wer war Marlene Dietrich?
Diese
Frage versucht C. W. Gortner mit seinem Roman „Marlene und die Suche nach
Liebe“ zu beantworten. Ich muss zugeben, ich wusste nicht viel über „die
Dietrich“, kannte ihren Film „Der blaue Engel“ und das Lied „Ich bin von Kopf
bis Fuß auf Liebe eingestellt“, hatte sofort ihr Erscheinungsbild im Kopf und
ihre markante Stimme im Ohr. Zufällig habe ich erst vor kurzem gelesen, dass
sie eine Schwester hatte und sich im 2. WK gegen die Nazis stark machte. Sie
war eine Frau, die Eindruck hinterließ. „Dich
kann man nicht verlassen, Marlene, weil man Dich nicht vergessen kann.“
(S. 195).
Dabei sollte sie nach dem
Willen ihrer perfektionistischen und alles kontrollierenden Mutter eigentlich
Konzertgeigerin werden. „ ...
wenn man echtes Talent besitzt, kann man fast alles erreichen. ... Möchtest du
dein Leben selbst bestimmen oder soll das Leben über dich bestimmen?“ (S. 65) Aus einer Uhrmacherdynastie
stammend und früh verwitwet, stellt sie an Marlene (eigentlich Marie Magdalene
Dietrich) und deren ältere Schwester Liesel höchste Ansprüche und war fast nie mit
ihnen zufrieden.
Marlene beginnt ihre
Karriere ganz unten, spielt in Filmorchestern, tritt in zwielichtigen Revuen
und Kabaretts auf, macht Werbefotos, besucht eine Schauspielschule. Sie hat
etwas, was Männer und Frauen gleichermaßen anzieht. „Du bist keine Frau. Du bist ... du bist
irgendwas anderes.“ (S. 313) Sie legt sich bei ihren Affären nicht auf ein
Geschlecht fest. Marlene liebt bestimmte
Menschen – ihr ist egal ob das dann ein Mann oder eine Frau ist. Eines Tages spricht sie der
Aufnahmeleiter Rudolf Sieber an und vermittelt ihr die erste
Nebenrolle. Monatelang wirbt er um sie, schließlich heiraten sie und bekommen
eine Tochter – Heidede. Doch Marlene will
keine Hausfrau und Mutter sein, sie will berühmt werden! Ihr Mann und ihre
Tochter bleiben dabei auf der Strecke.
Man merkt dem Buch an, dass
es ein Mann geschrieben hat. Die Sexszenen sind sehr explizit beschrieben –
aber Marlene benahm sich anscheinenden sowieso eher wie ein Mann als wie eine
Frau. Sie bevorzugte Anzüge, hatte ein großes Selbstbewusstsein, ließ sich von
kaum jemanden etwas sagen, wollte über ihre Rollen und Kostüme selbst bestimmen.
Dezidiert zählt
er auf, wann sie mit wem welchen Film gedreht hat und was dabei alles passiert
ist – an diesen Stellen glich das Buch eher einer Biografie als einem Roman.
Gortner schreibt in der
Ich-Perspektive, lässt Marlene ihren Aufstieg und die Rückschläge selbst
erzählen, von ihren dauernden Hungerkuren und Sportexzessen, um ja dünn genug zu
sein. Trotzdem bekam ich keinen wirklichen Zugang zu ihren Gedanken und
Gefühlen, fühlte mich beim Lesen von ihrem Leben ausgeschlossen. Marlene kommt
nicht besonders sympathisch rüber. Ich hatte das Gefühl, sie suchte keine Liebe, sondern
Leidenschaft und Sex, Erfolg und Geld.
Aber ich war
fasziniert, mit welchen Berühmtheiten sie verkehrte und was sie im 2. WK
geleistet hat, darüber hätte ich gern mehr gelesen. Etwas schade fand ich, dass
das Buch 1946 endet, als ihre große Zeit beim Film vorbei ist. Auch über ihre
Beziehungen zu Menschen wie Hemingway, Remarque oder Wells hätte ich gern mehr
erfahren.
Auch wenn
ich keinen richtigen Zugang zu Marlene bekommen habe, beschreibt Gortner die
Zeit, Orte und Filmbranche sehr lebendig, die miesen Absteigen, in denen
Marlene wohnt, die windigen Clubs und Flüsterkneipen, die Amüsierlokale und
Transvestiten-Shows, die homosexuelle Szene und ihre Erkennungszeichen.
Ich bin immer noch Lena. Die Dietrich
ist eine Illusion. Nichts als gutes Licht und Schminke.“ (S. 325)
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