ISBN : 9783740805418
Flexibler Einband : 352 Seiten
Verlag : Emons Verlag
Erscheinungsdatum : 21.03.2019
Genre: Krimi
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Der Mörder mit dem Cowboy-Hut
Maria Konstanze Schlager –
genannt Mitzi – macht in Kufstein Urlaub, als sie eines Nachts auf einer Brücke
einen Mord beobachtet. Sie sieht den Täter, kann sich bei der Polizei aber nicht
an sein Gesicht, sondern nur an seinen Cowboyhut erinnern. Die Beamtin glaubt
ihr nicht recht, zumal Mitzi ihre Beobachtung immer weiter ausschmückt: „Jetzt
erzählen sie mir alles noch einmal. Halten sie sich am Geländer und
an der Wahrheit fest.“ (S. 28)
Am nächsten Tag spricht sie
ein Mann in einem Buchcafé an. Erst hinterher wird ihr klar, dass es wieder der
Mörder war. Gegenüber der ermittelnden Inspektorin Agnes Kirschmüller deutet
sie diese Begegnung zwar an, aber die versteht sie nicht. Für Agnes ist Mitzi
eine unsichere junge Frau, die sich gern in Tagträume und Geschichten flüchtet.
Agnes ist noch kein Jahr im Dienst und das ist ihr erster Mordfall, den ihr
dann auch gleich das Tiroler LKA abnimmt. Trotzdem hält sie den Kontakt zu
Mitzi ...
„Die Alpen sehen und sterben“
von Isabella Archan ist kein typischer kein „Whodunit“-Krimi, da man den Täter von Beginn an kennt.
Eine weitere Besonderheit ist, dass sich der deutlich ältere Mörder und Mitzi
zueinander hingezogen fühlen und eine ungesunde Symbiose bilden. Denn obwohl Mitzi Angst vor ihm hat, sucht sie immer
wieder seine Nähe: „Ich hab soviel Angst, dass ich schon über die Stufe hinaus bin, bei der
ich sie noch empfinden kann.“ (S. 167) Sie durchlebt ein Wechselbad der
Gefühle, ist gleichzeitig ängstlich und fasziniert, fühlt sich abgestoßen und
angezogen. „Ich erwarte jedes Mal ein Monster, begegne aber einem Menschen.“
(S. 192) Und auch er verfolgt sie, spricht sie immer wieder an – wohlwissend,
dass er sich damit in Gefahr bringt.
Der Krimi ist sehr
intelligent und extrem spannend. Nicht immer ist klar, wer gerade der Jäger ist
und wer der Gejagte. Die Story
wird abwechselnd aus der Sicht des Mörders, der Tatzeugin und der ermittelnden
Beamten erzählt.
„ER“ ist ein sehr
wandlungsfähiger Mann in den besten Jahren, den man sieht und gleich wieder
vergisst. Aber er ist eben auch nur ein Mensch und hofft, noch bis zum nächsten
runden Geburtstag durchzuhalten, bevor er sich zur Ruhe setzt. Ausgerechnet
Mitzi, die sonst so ungeübt im Umgang mit
anderen Menschen und im Knüpfen von Beziehungen ist, bringt diesen Plan und seine Tarnung gewaltig
ins Wanken.
Neben Inspektorin
Agnes ermittelt auch der vorübergehend
dienstuntaugliche Kriminalhauptkommissar Heinz Baldur. Er leidet an einer
dissoziativen Identitätsstörung und „lebt“ mit Luis zusammen, dem Geist des Autofahrers,
der vor vielen Jahren Heinz’ Vater bei einem Unfall getötet hat. „Manchmal
meine ich, dass ich weniger existiere als er.“ (S. 232) Zu Heinz
aktiver Zeit gab es zwei ähnliche, bisher ungelöste Mordfälle in Frankfurt,
später hat er weitere recherchiert und vermutet einen Auftragskiller dahinter.
Seine Kollegen glaub(t)en ihm allerdings nicht.
Mein Fazit: Ein Mord, eine
naive Zeugin, ein skurriler Mörder, der ihre Nähe sucht, eine junge Polizistin
und ein KHK a.D. mit einer dissoziativen Identitätsstörung - das sind die
Zutaten zum ungewöhnlichsten Krimi, den ich je gelesen habe! 5 Sterne und meine
unbedingte Leseempfehlung.
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