ISBN : 9783746634814
Flexibler Einband : 480 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 15.03.2019
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Kleine
große Édith Piaf
Es gibt
wohl kaum jemanden, der den von Édith Piaf gesungenen Chanson „La vie en Rose“
noch nie gehört hat. Aber welche Geschichte steht hinter dem Text, den sie
selbst geschrieben hat? Es ist das Lied von Édiths Liebe zu Yves Montand.
Die
beiden lernen sich 1944 kennen. Der Krieg in Frankreich ist gerade vorbei und
die „Säuberungsaktionen“ laufen – auch Édith wird der Kollaboration mit
Deutschen verdächtigt, weil sie in deutschen Kriegsgefangenenlagern gesungen
hat. Édith hat Angst vor einer Verhaftung. Aber sie ist auch berühmt, soll in
wenigen Wochen bei der Wiedereröffnung des Moulin Rouge auftreten und braucht
noch einen „Anheizer“. Man schlägt ihr Yves Montand vor. Als sie sich zum
ersten Mal sehen, sind sie sich sofort unsympathisch. Er nennt sie
„Weltschmerzheulsuse“. Sie findet ihn talentlos, grotesk, albern und peinlich –
kurzum: unmöglich. Bis er anfängt, Chansons zu singen ...
Selten
gab es ein ungleicheres Liebespaar als Édith und Yves. Sie ist nicht mal 1,50
m, er fast 1,90 m, sie ist keine klassische Schönheit, er ein Frauenschwarm,
sie katholisch und politisch eher unbedarft, er sehr engagiert, sie hat keine
richtige Familie, er eine große italienische. Außerdem ist Édith 6 Jahre älter
als Yves und hat eine großen Verschleiß an Liebhabern, nie hält sie es lange
mit ihnen aus: „Manchmal schien es ihr, als wolle sie nicht glauben, dass
sie der Liebe wert war.“ (S. 170)
Michelle
Marly erzählt die Geschichte einer kleinen Frau mit einem riesengroßen Herzen,
die gern lebt, liebt, lacht, genießt und ihr Geld mit vollen Händen für sich
und ihre Freunde ausgibt. Dabei stammt sie von ganz unten. Die Mutter hat die
Familie verlassen, als sie gerade mal 2 Monate alt war. Ihr Vater hat ihr früh
klar gemacht, dass sie Geld verdienen muss. Nur „... die Tonfolgen ...
schenkten ihr Geborgenheit. Die Musik vermittelte ihr eine Wärme, die sie
vergessen ließ, dass sie keine zärtlichen von Mutter oder Vater kannte.“
(S. 15)
Erinnerungen
und Ängste verdrängt Édith erfolgreich. Ihren Alltag meistert sie mit Hilfe
ihre Entourage, zu der u.a. ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Simon zählt,
die das (oft nicht vorhandene) Geld verwaltet, Sekretärin Dédée, Komponistin
Marguerit Monnot (Guite) und Texter und Liebhaber Henri Content. Sie alle
sorgen dafür, dass „die Marke Piaf“ funktioniert: „Schon von klein auf
war sie auch süchtig nach dem Beifall des Publikums. Die Zuwendung, die sie
durch den Applaus erhielt, hatte ihr stets die Liebe einer fürsorglichen Familie
ersetzt.“ (S. 54)
Und jetzt
kommt da Yves. Der Sohn italienischer Einwanderer stammt auch aus ärmsten
Verhältnissen, hatte im Gegensatz zu ihr aber eine behütete Kindheit und ist
Teil einer großen liebevollen Familie. Schnell wird aus ihm und Édith ein Paar.
Ihn scheint sie zum ersten Mal wirklich zu lieben – was nicht heißt, dass sie
Henri sofort aus ihrem Bett oder Leben wirft. Aber für Yves nimmt sie sich
zurück, protegiert und unterstützt ihn, bis er ihre Erwartungen übererfüllt. „Manchmal
habe ich das Gefühl, er ist der Bühnenlöwe, der mich eines Tages frisst. Seine
Präsenz ist unglaublich.“ (S.342) Jetzt müssen sich ihre künstlerischen
Wege trennen, sagen die Veranstalter.
Auch ihre
Liebe wird immer komplizierter, Yves immer besitzergreifender. „Ich werde
dich heiraten, und deshalb darf es keinen anderen mehr in deinem Leben geben.“
(S. 244) Nur einen richtigen Antrag macht er ihr nie.
Michelle
Marly hat es nach „Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe“ auch hier wieder
geschafft, dass Édith, Yves und die anderen historischen Personen vor meinem
inneren Auge lebendig wurden. Sehr bildlich schildert sie die damalige
Lebensart, das französische Flair, welches auch kurz nach dem Krieg schon
wieder zu spüren ist. Die schwierige Zeit zwischen Krieg und Frieden, die von
Hunger und Ängsten, aber auch der Sehnsucht nach der guten alten Zeit und
Unterhaltung geprägt ist.
Ja, Édith
erscheint oft egoistisch, trotzdem mochte ich sie sehr. Ihren trockenen Humor
und dass sie für ihre Freunde da ist, dass sie aus dem unbekannten Yves Montand
einen Star macht und ihn nicht klein hält. Fesselnd und gespickt mit vielen
Hintergrundinformationen erzählt die Autorin die große Liebe der „kleinen
großen Édith Piaf“, in die ich eintauchen und den Alltag ringsum vergessen
konnte.
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