ISBN : 9783431041163
Fester Einband : 336 Seiten
Verlag : Ehrenwirth
Erscheinungsdatum : 29.03.2019
Genre : Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG): Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Der Hypochonder
„Lieber ein paar Tage als
jahrelang sterben.“ (S. 38) sagt sich Konstantin, als er von seinem
Hausarzt die Diagnose Leberkrebs im Endstadium bekommt. Dabei hatte er doch nur
leichte anhaltende Schmerzen im rechten Oberbauch. Jahrelang hat er sich in
alle möglichen Krankheitsszenarien reingesteigert und nun das. Total kopflos
lässt er sein altes Leben hinter sich und fliegt nach Thailand, um Freya
wiederzusehen, die neben ihm im Wartezimmer saß und dort Yoga-Unterricht erteilt.
Er, der immer alles durchorganisiert und sich dreifach absichert, reist ohne
Gepäck und Impfung. Schließlich hat er ja nichts mehr zu verlieren. Doch schon bei
der Ankunft gibt es Probleme. Auf einem Markt schenkt ihm eine alte Frau einen
Bergkristall, der nach Ansicht von Käthe, einer anderen Deutschen, verhext ist.
Prompt fängt er sich einen Magen-Darm-Virus ein, Yoga erweist sich als „ ...
Sadomaso in Sportklamotten.“ (S. 71) und Käthe entwickelt sich zur
Stalkerin – sein Leben könnte wirklich beschaulicher enden. Und dann erinnert
sich Freya nicht mal an ihn ...
Selten hatte ich soviel
Mitleid und musste gleichzeitig so laut lachen über einen jammernden Mann. Konstantin
ist aber auch wirklich eine arme Sau. Seine Freundin hat ihn nach 14 Jahren abserviert.
Er horcht dauernd in sich rein und analysiert sich selbst, ist er der Guru in
einem (für den Leser sehr amüsanten) Selbsthilfeforum und hat für jedes
Zipperlein die passende Krankheit inkl. der Behandlungsmöglichkeiten und
Statistik zur Überlebenschance parat. Konstantin hat eigentlich vor allem
Angst, vorm Leben genau so wie vorm Sterben. „Als ich die Möglichkeit hatte zu
leben, versteckte ich mich in Planung, Pflicht und Arbeit, und als ich krank
wurde, flüchtete ich nach Thailand.“ (S. 88) Doch auch in Thailand kann
er sich weder auf das tolle Land, noch auf die Leute einlassen, weil er in
allem immer nur die Gefahr sieht.
Sehr humorvoll und
gleichzeitig philosophisch schreibt Jonas Erzberg über Konstantins Sinnsuche.
Neben Leben, Krankheit und Tod und wie wir damit umgehen, geht es auch um die
Schnelllebigkeit unserer Zeit. Wir sind immer online, immer sichtbar, immer auf
dem neuesten Stand und uns selber damit meist schon drei Schritte voraus. Wir
verbleiben nicht mehr im Jetzt und hören kaum noch unserem Körper (oder Ärzten)
zu, sondern suchen unsere Informationen im Netz und verlernen bzw. verpassen
dabei unser Leben. „... hören sie endlich mit dem Leben in Schonhaltung auf!“ „Leben
ist die beste Therapie!“ (S. 172)
„Unheilbar glücklich“ ist
kein Liebesroman, obwohl natürlich auch ein kleines bisschen Liebe vorkommt,
schließlich verguckt sich Konstantin in Freya, auch wenn es ihm schwer fällt,
ihr das zu zeigen.
Für mich ist das Buch ein
Aufruf, sein Leben mal wieder zu genießen und sich Zeit für sich zu nehmen –
oder wenigstens für dieses Buch 😉. „Und ich spürte den warmen Sand zwischen
meinen Zehen, ich war Pilger, Entdecker, Abenteuerreisender, und ich wollte es
genießen.“ (S. 74)
Hinter dem Pseudonym Jonas
Erzberg steht übrigens der Journalist Hannes Finkbeiner, dessen Roman
„Jogginghosen-Henry“ ich Euch ebenfalls sehr empfehlen kann.
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