ISBN : 9783499272240
Flexibler Einband : 512 Seiten
Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
Erscheinungsdatum : 18.06.2019
Genre : Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab
Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung.
Ist es ok, glücklich zu sein?
Als Rabbit mit 41 viel zu
jung an Krebs stirbt, ist sie wenigstens nicht allein. Ihre ganze Familie sitzt
um ihr Krankenhausbett, ihre Mutter hält ihre Hand. Für Rabbit ist das Leiden endlich
vorbei, aber für ihre Angehörigen, die bis zuletzt gehofft hatten, geht es
weiter.
Rabbits Tochter Juliet ist
erst 12, ihren Vater kennt sie nicht. „Ich bin so traurig, dass ich am liebsten
sterben würde.“ (S. 45) Sie zieht zu ihrem Onkel Davey, Rabbits Bruder.
Der ist Musiker, wohnt in den USA und ist den größten Teil des Jahres auf Tour.
Juliet verliert also nicht nur ihre Mutter, sondern auch ihre Großeltern, die gewohnte
Umgebung, Klassenkameraden und Freunde. Doch auch Davey fühlt sich mit der
plötzlichen Vaterrolle überfordert. Eine Freundin rät ihm: „Liebe
sie einfach, Davey, mehr braucht ein Mensch nicht.“ (S. 12)
Rabbits Schwester Grace
trifft es doppelt hart. Sie erfährt direkt nach deren Tod, dass sie ebenfalls
das BRCA-2-Gen in sich trägt und jederzeit an Brust- und Eierstockkrebs
erkranken kann. Sie könnte sich beides entfernen lassen, um dem zuvorzukommen, aber
noch ist sie gesund. Die Angst lässt sie fast durchdrehen und weder ihr Mann
noch ihr Vater verstehen sie.
Überhaupt – Rabbits Eltern.
Wie schlimm mag es wohl sein, ein (wenn auch schon erwachsenes) Kind zu verlieren?
Ihr Vater zieht sich einfach von allem zurück, verkriecht sich auf dem
Dachboden und liest seine alten Tagebücher: „Ein rabbitförmiges Loch hatte
sich in ihr Leben gefressen, und es wurde von Tag zu Tag ein bisschen größer.“
(S. 331). Ihre Mutter verliert ihren Glauben „Lieber Gott, ich bin fertig mit
dir.“ (S. 98), geht nicht mehr zur Kirche, stürzt sich in karitative
Arbeit, pflegt ihre Wut auf Alles und Jeden und gerät sogar mit dem Gesetz in
Konflikt.
Sehr einfühlsam erzählt
Anna McPartlin nach „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ jetzt die Geschichte
ihrer Familie und Freunde weiter. Sie zeigt, wie der Tod diese Gemeinschaft zerbrechen
lässt. Über 500 Seiten bangt man als Leser, ob sie es schaffen, wieder
zueinander zu finden, wieder eine echte Familie zu werden.
Die Autorin lässt die
Protagonisten dabei selbst zu Wort kommen, erzählt aus ihrer jeweiligen Sicht,
wie sie mit dem Tod umgehen, was sie bewegt und wie sie verzweifeln oder neue
Hoffnung fassen, langsam wieder Pläne schmieden – immer mit der Frage im
Hinterkopf, ob sie nach dieser Tragödie überhaupt wieder glücklich sein dürfen.
„Manchmal
braucht es einen Tod, um das Leben wieder zu begreifen.“ (S. 247)
Ich habe mit den Hayes
gefühlt und gelitten, gelacht und geweint. Es war schön, sie endlich
wiederzutreffen und zu lesen, wie es weiter geht. Sie sind eine sehr herzliche
und liebevolle, manchmal etwas chaotische Familie und ihr Humor ist eindeutig
schräg. Aber sie versuchen immer, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Schließlich
sind sie alle schon verletzt genug.
Mein Fazit: Eine
wundervolle Fortsetzung, traurig und lustig zugleich, mit viel Gefühl und ohne
falschen Pathos.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen