Buchdetails:
Erscheinungsdatum: 19.02.2019
Fester Einband: 480 Seiten
Verlag: Rowohlt Berlin
ISBN: 9783737100137
Genre: Sachbuch
Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse wurde „Wolfszeit“ mit dem Sachbuchpreis ausgezeichnet. Das Buch ist im Februar 2019 beim Rowohlt Verlag erschienen.
Das Cover und die Thematik sprachen mich sofort an. Ich wollte herausfinden, warum dieses Buch einen Preis erhalten hat.
„Das Elend ist nicht zu verstehen ohne die Lust, die es hervorbringt. Dem Tod entronnen zu sein stieß die einen in Apathie, die anderen in eine nie gekannte, eruptive Daseinsfreude. Die Lebensordnung war aus den Fugen geraten, Familien waren auseinandergerissen, alte Bindungen verloren gegangen, aber die Menschen mischten sich neu, wer jung und mutig war, empfand das Chaos als einen Tummelplatz, auf dem er täglich sein Glück suchen musste.“ (Auszug aus „Wolfszeit“)
Dieser kurze Buchausschnitt fängt meines Erachtens die Stimmung in der Zeit kurz nach dem Krieg treffend ein.
Beginnend mit dem Jahr 1945 nimmt der Buchautor seine Leserschaft auf eine eindrucksvolle Zeitreise durch die Nachkriegsjahre mit.
Das liest sich spannend. Obwohl mir die Eckdaten bereits bekannt waren, habe ich viele neue Informationen bekommen und andere Sichtweisen kennengelernt.
Harald Jähner hat exzellent recherchiert und ein beeindruckendes Werk geschaffen, in dessen Mittelpunkt die Menschen in Deutschland stehen. Er zeigt, wie sie mit den neuen Lebensumständen klar kommen müssen.
Trümmerberge müssen beseitigt werden. Frauen sind deutlich in der Überzahl. Traumatisiert kehren die Männer aus dem Krieg zurück und wundern sich über die neue Generation „Frau“. Die „Ehe“ steht auf dem Prüfstand. Schwarzmarktgeschäfte stehen auf der Tagesordnung.
Eine Zeit des Wandels ist angebrochen. Die Menschen fühlen sich frei und zügellos.
Kein Wunder also, dass Beate Uhse mit ihrer Geschäftsidee - „Versandhandel für Ehehygiene“ - große Verkaufserfolge feierte.
Interessant finde ich Prägung des Begriff „Veronika Dankeschön“. So nannten die US-Amerikaner ihre deutschen Liebchen. Die Initialen sind als Andeutung auf Geschlechtskrankheiten zu verstehen.
Neu war mir die Entstehungsgeschichte der Stadt Wolfsburg, die Jähner in seinem Buch eindrucksvoll beschreibt.
Selten hat mich ein zeitgeschichtliches Sachbuch so mitgerissen. Ich war mitten im Geschehen, konnte die Gefühle und Gedanken der Menschen nachvollziehen.
Trotz oft sehr detaillierter Beschreibungen liest sich „Wolfszeit“ flüssig und schnell. Wissensvermittlung - spannend erzählt!
Ein einzigartiges Buch, welches diesen Preis verdient hat.
Leseempfehlung!
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