ISBN : 9783463407012
Fester Einband : 608 Seiten
Verlag : ROWOHLT Kindler
Erscheinungsdatum : 23.07.2019
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Packende jüdische Familiengeschichte vor dem
Hintergrund der Vorbereitungen des 1. WK
Greta Goldbaum wächst zu
Beginn des 20. Jahrhunderts in einer jüdischen Wiener Bankiersfamilie auf, welche
Herrscherhäuser in ganz Europa zu ihren Kunden zählt. In fast jedem Land hat
ein Zweig der Familie eine Privatbank gegründet, und obwohl diese jeweils
autark agieren, werden täglich Nachrichten ausgetauscht und zusammen Kredite
vergeben. Auch geheiratet wird meist innerhalb der weitverzweigten Familie – das
festigt die Bande zwischen ihnen. Greta soll ihren englischen Verwandten Albert
Goldbaum heiraten „Die Aura ihres Namens folgte ihr überall hin wie ein glänzender
Schatten; seinem Schein konnte sie niemals entkommen.“ (S. 20). Ihr
Bruder Otto beschreibt Albert als ehrlich, höflich und pünktlich – also
langweilig, trotzdem fügt sich sich in die Ehe.
Greta ist eine moderne, junge
Frau, impulsiv und unkonventionell. Sie ist gebildet und intelligent, mag z.B.
Gustav Klimt und die Kleider seiner Geliebten Emilie Flöge, welche ohne Korsett
getragen werden – ein Skandal! Während „Das goldene Palais“ ihrer Eltern in
Wien und auch das Anwesen ihrer Schwiegereltern voller unschätzbarer Kunstwerke
und kostbarer Dinge ist, mag sie es reduziert und ursprünglich. Albert und
Greta haben kaum gemeinsame Interessen „... ich werde aufgezogen, wenn Gäste
erscheinen. Ich spiele die Ehefrau, die Schwiegertochter, die Goldbaum.“
(S. 207).
Albert ist ruhig, in sich
gesetzt, schwärmt für Schmetterlinge und Falter. Er wäre gern Entomologe
geworden, so wie Gretas Bruder Otto gern Astronom und Physiker, trotzdem ist es
für die Söhne der Goldbaums selbstverständlich, in der Bank zu arbeiten. „...
eine Familie besteht aus Individuen. Was gut für die Familie als Ganzes ist, ist
nicht immer gut für uns als Einzelne.“ (S. 285)
Der Tagesablauf der Goldbaums
wird vom Auf und Ab der Börsen bestimmt, von Kreditanfragen, Spekulationen und
Versicherungen. Kaum ein Fest oder Familientreffen vergeht ohne geschäftliche
Absprachen. Selbst auf der Fahrt zu Gretas Hochzeit wird mit Diplomaten darüber
debattiert, ob man der österreichischen Regierung einen weiteren Kredit zur
Aufrüstung der Armee gewähren soll. Krieg liegt in der Luft.
Natasha Solomons erzählt das
Leben einer jungen Frau, das eng mit dem Schicksal ihres Volkes und Europa
verknüpft ist. In Russland werden schon zu dieser Zeit 5 Mio. Juden schikaniert
und die Goldbaums versuchen, den Zaren über Kredite zu beeinflussen. Man sagt
ja, das Geld Macht bedeutet – allerdings nicht, wenn es von jüdischen Banken
kommt, zeigt die Autorin hier deutlich. Die Goldbergs dürfen gern ihr Geld
geben, sich aus der Politik ansonsten aber raushalten. Ihre Bemühungen, den
Frieden zu erhalten, scheitern kläglich und so bangt Greta nach Kriegsausbruch
um ihren Mann und ihren Bruder, die jetzt auf gegnerischen Seiten stehen. „Wer
immer ihn (den Sieg) davonträgt, wird eine Welt in Trümmern besitzen.“
(S. 469)
Die Autorin hat die
historisch relevanten Hintergründe sehr gut recherchiert und geschickt in die
Geschichte eingebunden. Obwohl diese sich nicht ausschließlich um Gretas Leben dreht,
fand ich sie durchgehend sehr spannend. Gretas Familie gehört zur Oberschicht
der jüdischen Bevölkerung, trotzdem führt auch sie kein sorgen- oder
kummerfreies Leben, ist auch sie Einschränkungen unterworfen und muss sich an
(z.B. an politische und geschäftliche) Spielregeln halten.
Fazit: Packende jüdische
Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Vorbereitungen des 1. WK.
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