ISBN : 9783455005448
Fester Einband : 352 Seiten
Verlag : Atlantik Verlag
Erscheinungsdatum : 05.08.2019
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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Meister Ittens Jünger
1922 begegnen sich 6 junge
Menschen im ersten Semester am Bauhaus in Weimar: Walter, Kenö, Kaspar, Irmi,
Charlotte und Paul. Sie wollen sich hier weiterentwickeln und verwirklichen,
wollen zur neuen Moderne gehören und von berühmten Künstlern wie Itten,
Kandinsky, Klee oder Albers lernen. Der Unterricht bringt sie an ihre Grenzen –
körperlich und seelisch „Wir lernten das gesamte Wesen eines Objektes
kennen ... Vor allem aber lernten wir zu fasten und wie das Fasten in unserem
hungrigen Ich eine ganze Welt aus Glanz, Chaos und Genuss entstehen lassen
konnte.“ (S. 15) Aber sie sind jung – und verliebt, in das Leben und
auch ineinander. „Wir alle liebten einander. Gott, waren wir glücklich.“ (S. 30)
Doch die Idylle zerbricht, als Charlotte und Kenö ein Paar werden, denn Paul
ist schon lange in Charlotte verliebt und Walter in Kenö. „Das Schlimmste dabei war, dass
nicht nur die Zukunft tot war, sondern auch die Vergangenheit ein neues Gesicht
bekam.“ (S. 128) Paul und Walter sehen die Beziehung der Beiden als
Verrat, trotzdem hält die Gruppe irgendwie zusammen, sie bleiben auch nach
ihrem Abschluss als Jungmeister am Bauhaus. Inzwischen wurde die Schule von den
Nationalsozialisten aus Weimar vertrieben und hat sich in Dessau niedergelassen.
Das neue Haus ist noch modernen und futuristischer, das Lebenskonzept noch mehr
auf die totale Reduktion ausgerichtet: „Tagsüber reflektierte es das Licht wie ein
riesiger Spiegel, Abend leuchtete es wie ein Raumschiff.“ (S. 163) Auch
die Ansprüche haben sich gewandelt: die Entwürfe sollen jetzt nützlich,
massentauglich und zeitlos sein. Der Zusammenhalt der Gruppe bröckelt weiter,
als Walter regelmäßig und freizügig Heroin verteilt. Während für ihn, Charlotte
und Paul das Leben ein dauernder Drogenrausch wird, distanziert sich Kenö immer
mehr ...
„Diese goldenen Jahre“ von
Naomi Wood zeigt die Sonnen- und Schattenseiten einer Gruppe junger Menschen,
die eigentlich fortschrittlich und modern, großzügig und frei sein wollen, und
sich dabei in Geheinisse, Verrat, Intrigen und Beziehungsdramen verrennen. Was
hell und leicht beginnt „...im sanften Schein des Nachmittages
schimmerte unser Leben wie Gold.“ (S. 18), wird bald dunkel und schwer.
Die Ausbildung bringt vor allem Paul an seine Grenzen. In Dresden haben ihn
seine Lehrer gelobt und ihm eine große Zukunft vorausgesagt, in Weimar ist
seine Art zu malen längst unmodern und altbacken. Walter ist homosexuell und
Jenö zumindest zu Beginn noch unentschlossen, für welches Geschlecht er sich
interessiert. Und Charlotte, die aus Prag stammt, gehört bald zu den
unerwünschten Ausländern, die abgeschoben werden sollen – die Parallelen zur
heutigen Zeit sind unverkennbar und erschreckend. Der Nationalsozialismus
breitet sich aus und nimmt auch auf ihren Alltag Einfluss – wie lange wird es
noch gut gehen, werden sie noch in Deutschland bleiben können?
Naomi Wood hat ihren Roman
fast wie ein Kammerspiel aufgebaut. Die Handlung konzentriert sich auf nur
wenige Personen, trotzdem hat sie die Entwicklung des Bauhauses und seiner
Lehren sehr geschickt eingebunden. Das Geschehen wird durch die Gruppendynamik bestimmt,
die Schicksale sind eng miteinander verflochten. Aber letztendlich ist nichts
so, wie es scheint. Es gibt zu viele Lügen und Geheimnisse.
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