von Johannes Nichelmann
- Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
- Verlag: Ullstein fünf; Auflage: 1. (6. September 2019)
- ISBN-13: 978-3961010349
- Genre: Sachbuch DDR
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Lukas
erfuhr erst vor kurzem durch den Anruf eines Unbekannten, dass sein Vater für
das Regime spioniert hat. Maximilian fühlt sich wie ein Einwandererkind, dessen
Herkunftsland seine Identität prägte, obwohl es nicht mehr existiert. Franziska
ringt noch mit der Aufarbeitung der
DDR-Geschichte in ihrer Familie.
Viele
ostdeutsche Familien spüren diesen blinden Fleck und der Hörfunk-Journalist
Johannes Nichelmann nimmt sich diesem Thema an. Es geht dem Autor um eine
Aufarbeitung, eine ehrliche Debatte und um Erinnerungen, die nicht nur
schwarz-weiß, sondern auch Zwischen- und Grautöne zeigen.
Der Autor möchte Kindern die nach 1985 geboren sind
den blinden Fleck ihrer Geschichte näher beleuchten und spricht dafür mit
verschiedenen Personen über ihre Zeit und Erfahrungen in der DDR.
Mein Mann ist auch ein „Ossi“, aber noch ein paar
Jahre vor 1985 geboren. Doch auch bei ihm ist das Wissen über die Zeit seiner
Eltern in der DDR sehr spärlich. Es wird kaum darüber gesprochen und wenn dann
hört man von seinen Eltern immer nur die positiven Seiten. Ihn selbst hat die
DDR nicht übermäßig beeinflusst, worüber ich sehr froh bin, er war einfach nur
ein Kind, das leichte Berührungspunkte mit dem Land hatte. Anders seine Eltern,
die ihr ganzes Leben darin verbracht haben.
Ganz häufig frage ich mich, wie man in solch einem
Land leben konnte, wie es einem gegangen sein muss, wenn man immer überlegen
musste, was man äußert, da der nächste Spitzel gleich in der Nähe sein konnte.
Wenn man nicht reisen konnte, wie man wollte, vieles nicht erhalten hat, da es
nicht alle Artikel gegeben hat. Ich kann es mir nicht vorstellen, doch erhoffe
ich mir auch für mich ein paar Antworten auf Fragen, die mir immer wieder im
Kopf herumspuken. Wie muss es aber jemanden gehen, der dort seine Wurzeln hat?
Der Autor gibt einen guten Einblick in die
verschiedenen Schicksale, von Personen, die als Grenzsoldaten gedient haben,
von Menschen, die sich für ihre Herkunft geschämt haben oder selbst erst damit
zurechtkommen mussten. Er erzählt aber auch die Erfahrungen, wie es ist von der
DDR nach Bayern zu ziehen und die daraus resultierenden Probleme und umgekehrt,
der Umzug in den Osten. Beide Seiten haben noch immer solch große Vorurteile
und ich bin gespannt, wann dies endlich endet.
Vielleicht bekommt man so etwas mehr Verständnis,
warum sich manche Menschen für die DDR entschieden und nicht rebelliert haben.
Man bekam gewisse Sicherheiten, aber dennoch kann ich nicht alle Entscheidungen
nachvollziehen. Dass es den Menschen schwer fiel, nach der Wende mit der neuen
Unabhängigkeit zurechtzukommen, kann ich jetzt etwas besser nachempfinden. Doch
finde ich es schade, dass es so viele Familien gibt, die sich im Schweigen hüllen,
denn es geht doch auch etwas Geschichte verloren.
In Nachwendekinder erhält man Informationen über das Leben in
der DDR, facettenreich erzählt, persönlich und ehrlich. Ich fand es gelungen
und sehr interessant und habe doch wieder einige Sachen abhaken können. Gerne
hätten es noch mehr Geschichten von noch mehr Menschen sein können, da ich es
toll finde, das Gute wie auch das Schlechte zu erfahren.
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