von Paul M. Belt
Der Schatz liegt im InnerenEinst kam ein unsteter und gehetzt wirkender Reisender in den Flecken, in welchem gerade der weise Nen verweilte, und zog dort von Tür zu Tür. Nen ahnte schon, dass der Fremde nach ihm fragte, denn nicht selten gebärdeten sich Menschen so, die ihn um einen Rat ersuchen wollten. Kaum war er auf die Straße getreten, wurde er auch schon von jenem Reisenden angesprochen. „So du Nen der Weise bist, wie man mir mitzuteilen geruhte, bitte beantworte mir diese Frage: Ich habe alles, was das Herz zu begehren vermag, bereits erlebt oder in meinem Besitz: Geld und Ländereien, weite Reisen, Wohlleben der verschiedensten Art, eine stabile Familie, Ruhm und Ehre, Erfolg und Glück. Dennoch dünkt es mich ständig, es fehle noch etwas, und der geringste Rückschlag lässt mich manchmal am Sinne des Ganzen zweifeln.“
Noch während der Fremde sprach, nickte Nen langsam. Mit ruhiger Stimme entgegnete er: „Wenn du alles, was das Herz zu begehren vermag, bereits in Besitz hättest, so hättest du gar nichts, denn das Herz selbst begehret nichts. Und was das Erfahren betrifft: Nichts von dieser Welt kann dich dauerhaft erfüllen. Daher empfange, was kommt, und lasse es dann wieder los, so wirst du das Wesen des Schatzes im Herzen erleben: Frieden.“
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