ISBN : 9783805200295
Fester Einband : 544 Seiten
Verlag : ROWOHLT Wunderlich
Erscheinungsdatum : 01.10.2019
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Die Satteltaschenbibliothek
Kentucky 1937: Alice ist
Engländerin und hat ihren Mann Bennett van Cleve während dessen Europareise
kennengelernt. Er sieht sehr gut aus und war der Erste, der ihr den Hof gemacht
hat, also hat sie ihn vor seiner Heimreise geheiratet. Doch die Flitterwochen sind
schnell vorbei und die Realität ist hart. Statt in New York wohnen sie in einer
Kleinstad mitten in den Bergen von Kentucky. Sie haben kein eigenes Haus
sondern nur ein Zimmer im Haus ihres Schwiegervaters, der über jeden
Lebensbereich bestimmt. „Sie hatte, wie ihr schnell bewusste wurde,
nur ein häusliches Gefängnis gegen ein anderes getauscht.“ (S. 31)
Der Landstrich ist weit und
wer nicht in der Mine der van Cleves arbeitet, lebt abgeschieden auf einer Farm.
Um alle Bewohner mit Büchern versorgen zu können, wird eine mobile Bibliothek
nach dem Vorbild von Elena Roosevelt gegründet wird. Die Frauen tragen die
Bücher zu Pferd breit. Da Alice seit ihrem vierten Lebensjahre reitet und dem
Haus der van Cleves wenigstens für einige Stunden am Tag entkommen will, meldet
sie sich gegen den Willen ihres Schwiegervaters freiwillig.
Insgesamt sind sie vier
Satteltaschenbibliothekarinnen. Margery fasziniert Alice sofort, da sie sich
wie ein Mann benimmt und in ihrer Freiheit nicht einschränken lässt. Sie will
sich nie wieder jemandem unterordnen müssen und darum unverheiratet bleiben. Durch
sie lernt Alice das Land kennen, in dem sie jetzt lebt, seine Bewohner und
seine Geschichte(n).
Izzy leidet an Kinderlähmung
und kann kaum laufen, aber reiten. Obwohl sie sich gegen diese Tätigkeit
sträubt und von ihrer Mutter dazu gezwungen werden muss, liebt sie es bald. Sie
wird endlich gebraucht und geachtet und niemand hänselt sie mehr wegen ihrer
Behinderung.
Betty entflieht mit dieser
Arbeit dem Schicksal, ihrem Vater und den Brüdern den Haushalt führen zu
müssen. Aber eigentlich träumt sie davon, die Welt zu bereisen.
Schnell ist es für die Frauen
nicht nur ein Job – sie werden echte Freundinnen, halten immer zusammen und
erleben auf den Pferderücken eine ungeahnte Freiheit. „Ich fühle mich dort oben einfach
... mehr wie ich selbst.“ „Dort draußen sein, das tut der Seele gut.“
(S. 87)
Jojo Moyes schildert in ihrem
neuen Buch das harte Leben der einfachen Leute in der Weite Kentuckys, der Minenarbeiter
und deren Familien. Oft regieren Alkohol und Gewalt – auch gegen Frauen und
Kinder. Die Bibliothekarinnen beweisen bei ihrer Arbeit Leidenschaft, Mut,
Hingabe und Aufopferung und bringen den Menschen nicht nur Literatur, sondern
damit auch Bildung und Hoffnung. Leider werden sie bald von Männern angefeindet und angegriffen. Angeblich
verhalten sie sich unweiblich und halten die Ehefrauen und Töchter von der
Hausarbeit ab, verbreiten obszöne Schriften und wiegeln die Farmer zum
Widerstand gegen die Minenbesitzer auf.
„Wie ein Leuchten in dunkler
Nacht“ ist traurig, erschütternd und unglaublich berührend. Es erinnert uns,
was Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt bewirken können und dass man nie den
Mut verlieren darf. „Es hat keinen Zweck, sich darum Sorgen zu
machen, was man in der Stadt über sie denkt – daran können Sie ohnehin nichts
ändern. Aber wenn sie den Blick nach vorn richten, gibt es eine ganze Welt
voller Schönheit zu sehen.“ (S. 61)
Es ist ein großartiges, sehr
emotionales Buch und berichtet vom Kampf der Frauen um Selbstbestimmung und gegen
Vorurteile, Männer und Naturgewalten.
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