ISBN : 9783746636238
Flexibler Einband : 391 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 11.10.2019
Genre : Historischer RomanBuch kaufen
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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Gleiche Sitten, gleiche Rechte
Paris 1831: Baroness Aurore Dudevant hat ihren Mann und
ihre Kinder auf dem Land zurückgelassen, um sich in Paris als Schriftstellerin zu
verwirklichen. Zudem lebt sie mit dem 8 Jahre jüngeren Studenten Jules Sandeau
zusammen und trägt selbstgeschneiderte Männerkleidung – ein Skandal! Dass vor
allem Letzteres daraus resultiert, dass ihr schlicht das Geld für teure
Damenbekleidung fehlt und die Idee mit den Anzügen aus der Not geboren wurde, ist
erstmal egal. Da sie dringend Geld braucht, nimmt sie das Angebot von Verleger
Henri de Latouche an und schreibt wie so viele andere große Schriftsteller
ihrer Zeit für seine Zeitschrift Figaro – anonym natürlich, weil ihr Mann und
ihre Schwiegermutter es verlangen. Zusammen mit Jules schreibt sie parallel an
dem Roman „Rose et Blance“, den sie unter dem Pseudonym J. Sand herausbringen. Doch
als sie ihren ersten eigenständigen Roman veröffentlicht, verweigert ihr Jules
das gemeinsame Pseudonym und sie erfindet George Sand. Ihre Beziehung zerbricht
an Georges Erfolg und der Identifikation mit ihrem männlichen Alter Ego – denn in
ihrer Rolle als Mann fühlt sie sich viel freier, viel weniger eingeschränkt: „Aurore
Dudevant ist tot. Aber George Sand ist auf eine Art lebendig, wie Aurore es
niemals gewesen ist.“ (S. 105)
George, wie sie sich fortan nennen lässt, ist nicht mehr die
duldsame Baroness, die zum Wohl ihrer Kinder die Gelage und Affären ihres Mannes
in Kauf nimmt, sondern will selber für diese sorgen können. Sie kämpft 5 Jahre um
die Scheidung, nicht, um für einen neuen Mann frei zu sein, sondern um selbstbestimmt
leben und über ihre Kinder und ihr Vermögen bestimmen zu können.
Ein Knebelvertrag mit dem Verleger François Buloz
macht sie zum bestbezahlten Schriftsteller des Landes, aber dafür arbeitet sie
auch unermüdlich und schläft nur wenige Stunden pro Nacht.
„George Sand und die Sprache der Liebe“ von Beate Rygert beleuchtet
nur 9 Jahre in Aurores / Georges Leben, aber in diesen erfindet sie sich komplett
neu, ringt um Erfolg und Anerkennung – und die Liebe ihrer verschiedenen
Partner – und macht immer wieder auf die Einschränkungen der Frauen ihrer Zeit
aufmerksam. Sie fordert Gleichberechtigung, auch zwischen den verschiedenen
Ständen. „Künstler sollten nach Talent beurteilt und gefördert werden.
Und nicht nach ihrer Herkunft oder ihrem Vermögen.“ (S. 19)
George kokettiert damit, wer oder was sie ist
– Mann oder Frau? Mutter oder leidenschaftliche Geliebte? Dabei will sie nur,
was ihr zusteht – die gleichen Rechte, Pflichten und Erfolge wie ein Mann. „Ich
will Marmelade einkochen dürfen und Zigarren rauchen. Ich will mein eigenes
Geld verdienen und trotzdem von einem Mann auf Händen getragen werden.“
(S. 132) Sie verführt und lässt sich verführen, sowohl von Männern als auch von
Frauen. Nach Jules führt sie eine extrem leidenschaftliche Beziehung mit Alfred
de Musset, der allerdings an Wahnvorstellungen, Depressionen und krankhafter
Eifersucht zu leiden scheint. Sie braucht lange, um sich von ihm zu befreien
und endgültig zu lösen. Diesem Teil in Georges Leben hat sich die Autorin besonders
gewidmet, dagegen kam die Beziehung zu Chopin, die eigentlich im Klappentext
beschrieben wird, etwas zu kurz. Vielleicht liegt es aber auch an den Dramen,
die sich George und Alfred geliefert haben, dass mich gerade diese Episode so
gefesselt und mitfühlen lassen hat.
Die 4 Männer, mit denen George im Laufe der 8
Jahre zusammenlebt, sind extrem unterschiedlich. Ihren Mann hatte sie aus Vernunft
geheiratet und fürchtet sich nun vor seinen Exzessen. Die Liebe zu Jules hat
sie als Künstlerin beflügelt und ihr zum Durchbruch verholfen, aber er hat sich
oft wie ein bockiges Kind verhalten. Albert gehört zur Kategorie Genie und Wahnsinn.
Erst bei Chopin scheint sie endlich angekommen zu sein.
Mein Fazit: Das Buch zeichnet das leidenschaftliche
Portrait einer starken Frau, die ihrer Zeit weit voraus war und schon damals
forderte, dass alle Menschen gleichberechtigt zu behandeln seien und damit das
gleiche Recht auf Selbstverwirklichung und Erfolg haben.
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