ISBN : 9783352009464
Flexibler Einband : 457 Seiten
Verlag : Rütten & Loening Berlin
Erscheinungsdatum : 18.02.2020
Genre : Historischer / Biografischer Roman
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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
5 Millionen
Franc
… Kopfgeld sind
auf sie ausgesetzt, doch „Nancy wusste, dass sie sich vor den Deutschen
und ihren französischen Handlangern fürchten und mit eingezogenem Kopf auf das
Ende der Besatzungszeit warten sollte, aber dazu war sie nicht in der Lage.
Geduld und den Kopf einziehen war ihr nicht gegeben.“ (S. 16)
Marseille 1943:
Nancy ist gebürtige Australierin, ehemalige Journalistin, mit dem französischen
Geschäftsmann Henri Fiocca verheiratet – ihrer großen Liebe – und arbeitet in
der Résistance als Fluchthelferin. Henri unterstützt sie dabei mit Geld (sehr
viel Geld). Weil Nancy den Nazis immer wieder entwischen kann, nennen diese sie
bald „Weiße Maus“ – ohne zu wissen, dass sie eine Frau ist. „Ich bin eine
Frau mit teurem Geschmack und reichem Ehemann. Niemand, der mich durch die
Gegend flanieren sieht, kommt auf die Idee, dass ich die Weiße Maus sein
könnte.“ (S. 29) Doch als die Gestapo Henri verhaftet, muss sich Nancy
in Sicherheit bringen. In einer abenteuerlichen und gefährlichen Flucht gelangt
sie nach England, lässt sich vom Geheimdienst anwerben und geht nach der
Ausbildung zurück in die Auvergne, um mehrere tausend Partisanen anzuführen.
Imogen Kealey erzählt
in „Die Spionin“ die Geschichte der fast vergessenen Topspionin Nancy Wake in
Form eines biografischen Romans und orientiert sich dabei an deren Erlebnissen,
auch wenn sie einige Dinge zu Gunsten der Handlung angepasst hat.
Kealey schreibt
extrem fesselnd. Ich habe mit Nancy geliebt, gefühlt, gekämpft und gelitten. Sie
wird als wunderschöne, leidenschaftliche, furchtlose, mutige und willensstarke Person
geschildert – eine Frau mit Chuzpe. Mir hat gefallen, wie die Autorin den
Zwiespalt schildert, in dem sich Nancy befindet. Sie tut alles, um die Nazis zu
vertreiben aber sie sorgt sich auch die ganze Zeit um ihren Mann, weiß nicht,
ob er noch am Leben ist. Dadurch gerät sie mehrfach in Versuchung, ihre Mission
zu Gunsten seiner Rettung aus dem Gestapo-Gefängnis zu gefährden. Eine
besondere Tragik bekommt dieser Handlungsstrang durch den deutsche Major Böhm,
ihren fanatischen und sadistischen Gegenspieler. Er will sie um jeden Preis
fassen und geht dafür über Leichen – auch über die Unschuldiger. Aber nicht nur
Böhm, auch den Partisanen muss sie immer wieder beweisen, dass sie mindestens genauso
gut ist wie ein Mann. Es fällt ihnen nicht leicht, sie als Anführerin zu
akzeptieren, sie muss sich durchzusetzen. Zum Beispiel war sie berühmt dafür,
dass sie ihren Gegner mit der Handkante töten konnte – dies hat man ihr weder
angesehen noch zugetraut und das war ihr Vorteil. Sie setzte sich bis zur
totalen Erschöpfung für die gemeinsame Sache ein und erbringt dabei fast
übermenschliche Leistungen, ist sich aber auch der stets latent drohenden Gefahren
bewusst. Unterstützt wird sie u.a. durch den englischen Funker Denden, ihren
besten Freund. Er ist für den Kontakt nach England zu ständig, koordiniert die
Nachschub-Lieferungen via Fallschirm (Waffen, Nahrung, Geld und Nachrichten)
und deren Abwurfpunkte. Dass er schwul und von den anderen Männern deswegen
diskriminiert wird, macht seinen Aufenthalt unter ihnen besonders brisant.
Interessant
fand ich auch die Schilderungen, wie Nancy sich trotz der Kämpfe und dem Leben
im Untergrund ihre Weiblichkeit bewahren konnte – sei es, indem sie Highheels
aus dem Flugzeug springt, vor den Einsätzen einen roten Lippenstift namens
„Victory“ aufträgt oder auf ihren Erkundungs- und Versorgungstouren immer
wieder verschiedenen Tarnungen nutzt und die Besatzer so an der Nase
herumführt.
Die Autorin
beschönigt nichts. Das Grauen des Krieges, die Zermürbungskämpfe der Partisanen
und brutalen Vergeltungsschläge der Deutschen werden sehr detailliert und
aufwühlend geschildert. Sie erwähnt auch mehrfach die selbstlose Hilfe und
Unterstützung der Bevölkerung, ohne welche die Kämpfer keine Chance gehabt
hätten.
Mein Fazit:
Eine sehr gelungene und extrem spannende Mischung aus Spionageroman und
Biografie.
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