ISBN : 9783839226490
Flexibler Einband : 250 Seiten
Verlag : Gmeiner-Verlag
Erscheinungsdatum : 12.02.2020
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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Mord im
Charlottenhof
Leipziger
Herbstmesse 1898: Die Stadt ist voller Fremder und Kriminalcommissar Joseph Kreiser darf endlich in seinem ersten Mordfall ermitteln. Einer
der einflussreichsten Industriellen der Stadt, Carl August Georgi, wurde nach dem
Sommerabschlusskonzert im Charlottenhof ermordet. Verdächtige gibt es viele, denn
Georgi war ein unangenehmer Mensch, das sagt auch Kreisers Vermieterin Hannah
Faber: „Georgi war ein sehr lauter Mensch, der wusste, dass er sich wegen
seines Geldes alles erlauben konnte.“ (S. 40) Dabei verdrängt Kreiser
fast, dass er ja auch den entflohenen „Wilden“ – einen Afrikaner der zum
Ensemble der Völkerschau gehörte – suchen muss.
„Völkerschau“
ist der Auftakt einer neuen historischen Krimireihe, die in Leipzig um die
Jahrhundertwende spielt.
Kriminalcommissar Joseph Kreiser ist ein Mann in den besten
Jahren, der schon lange auf seine Beförderung hinarbeitet. Er ist intelligent
und immer sehr korrekt. Seine Vermieterin Hannah wundert sich nur, dass er noch
keine Frau gefunden und eine Familie gegründet hat. Allerdings kommt dadurch sie
in den Genuss der abendlichen Zusammenfassungen seines Tages und an erste
Informationen zu aktuellen Fällen. Da sie vor einiger Zeit erblindet ist und
nicht mehr als Lehrerin arbeiten kann, hat sie viel Zeit zum Nachdenken und
macht sich ihre eigenen Gedanken zu seinen Berichten.
Kreisers Ermittlungen gewähren einen interessanten
Einblick in den Ablauf und die Organisation der damaligen Polizeiarbeit. So ist
er als Ermittler nie allein unterwegs, sondern wird stets von Staatsanwalt
Möbius begleitet, der die Untersuchungen und Verhaftungen rechtlich absichert
bzw. anordnet.
Mit Mawuwe
greift der Autor ein erschreckendes Thema auf. Mawuwe wird als Attraktion im
Zoo im Rahmen der Völkerschau ausgestellt, muss sich gebärden wie und brüllen
wie ein Löwe – ein „Schwarzer“ ist eben kein Mensch, sondern ein Tier. Dass er
deutsch spricht, einen richtigen Vertrag hat und für seine „Arbeit“ bezahlt wird,
interessiert die Zuschauer nicht. Ihnen geht es nur darum, sich zu gruseln und
die „Wilden“ zu betrachten – eben sich unterhalten zu lassen.
Die Schilderungen von Hannahs Alltag, den sie mithilfe
eines Hausmädchens ziemlich gut meistert, fand ich sehr interessant. Hannah
beschäftigt sich u.a. mit der Frauenbewegung
und Emanzipation, da sie auch als ehemalige Lehrerin immer noch dem Zölibat
unterliegt und nicht heiraten darf, um ihre kleine Rente nicht zu verlieren.
Das geforderte Frauenwahlrecht ist ihr dann aber doch zu modern.
Diese ganzen
Informationen machen den Krimi sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Auch
das alte Leipzig kann ich mir durch die Beschreibungen sehr gut vorstellen, das
Flair, die vielen verschiedenen Menschen zur Messezeit und den dadurch
herrschenden Trubel.
Gregor Müller
ist für mich die Entdeckung des Gmeiner Frühjahrsprogramms und ich hoffe, dass Joseph Kreiser bald wieder ermitteln
darf.
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