ISBN : 9783746635675
Flexibler Einband : 512 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 18.02.2020
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Stella
Designs
Paris 1940: Estella ist 22 und arbeitet zusammen
mit ihrer Mutter Jeanne als Schneiderin für die großen Couturiers. Nebenbei
entwirft und schneidert sie Kleider nach ihren Vorstellungen, träumt vom
eigenen Atelier mit zahlungskräftigen Kundinnen. Aber Europa steckt mitten im
2. WK und die Deutschen kommen Frankreich immer näher. Schon lange vermutet
sie, dass Jeanne der Résistance angehört. Als Estella eines Abends in eine Aktion
des Widerstands gerät und hilft, muss sie aus Paris verschwinden. Ihre Mutter
hat dafür gesorgt, dass Estella seit ihrer Kindheit Englischunterricht von
einem Amerikaner bekommt und schickt sie jetzt mit dem letzten Schiff nach
Amerika. Dafür gibt sie ihr einen amerikanischen Pass – so erfährt Estella,
dass sie einen amerikanischen Vater hat ...
New York 2015: Fabiennes Großmutter
Estella ist 97 Jahre alt und hat nicht mehr lange zu leben. Kurz zuvor ist Fabiennes
Vater gestorben und sie hat beim Ordnen seiner Unterlagen dessen Geburtsurkunde
gefunden. Was darin steht, macht sie nachdenklich. Wer ist ihre Familie
wirklich? Sie hofft, dass Estella ihr ihre Geschichte noch erzählen kann, aber
die fordert als Gegenleistung, dass Fabienne nach ihrem Tod die Modemarke „Stella
Designs“ übernimmt ...
„Die Kleider der Frauen“ von Natasha Lester
ist eine Kombination aus historischem Roman und Liebesgeschichte, der zum Teil
auf wahren Begebenheiten beruht und auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Mir hat
Estellas Geschichte dabei besser gefallen als Fabiennes.
Estella ist
eine sehr mutige und kreative junge Frau, die einerseits das Rätsel ihrer
Vergangenheit lösen und andererseits in New York ihr eigenes Label gründen
will. Zu Hause wäre das nur mit männlicher Protektion vorstellbar gewesen „…
in Frankreich durften Frauen kein eigenes Konto eröffnen und deshalb natürlich
auch kein Bankdarlehen aufnehmen. Genauso wenig durften sie wählen – im Grunde
waren Frauen Menschen zweiter Klasse …“ (S. 19), aber in Amerika
scheint alles möglich, wenn man nur hart genug dafür arbeitet. Schon auf der
Überfahrt hat Sam kennen gelernt, der als Zuschneider arbeitet, und in New York
kommt noch das Model Jeanie dazu. Die drei sind ein gutes Team, trotzdem wird
es schwieriger, als sie es sich ausgemalt haben, denn in Amerika stellen die
Frauen andere Ansprüche an ihre Kleidung. „Amerika ist Gewerbe, Paris
Kunst.“ (S. 67)
Außerdem trifft
Estelle in New York den gutaussehenden Frauenschwarm und geheimnisumwitterten
Engländer Alex wieder, den sie bereits in Paris kennen gelernt hat. Er scheint ein
Spion zu sein, doch auf welcher Seite steht er und wie sind ihre Gefühle
füreinander? Kann sie ihm vertrauen?
Fabienne ist
ihrer Großmutter in ihrer Kreativität sehr ähnlich, aber ansonsten leider zu
schüchtern, zurückhaltend und ängstlich. Obwohl sie schon als Kind Kleider
entworfen hat, traut sie sich die Leitung der Firma und vor allem den Entwurf
neuer Kollektionen einfach nicht zu, denkt, sie wäre nicht gut genug. Erst, als
sie das Geheimnis um die Geschichte ihrer Familie löst, wird sie sich ihrer
Stärken bewusst und wächst über sich hinaus. Dabei spielten auch der Amerikaner
Will und dessen Schwester Melissa eine große Rolle.
Das Setting des
Romans hat mir gut gefallen, wobei auch hier der Strang um Estellas Erlebnisse eindringlicher
ausgearbeitet wurde. Die Beschreibung der Zustände in Paris und Frankreich
haben mir gut gefallen – Estellas Gefühl der Unverwundbarkeit und Uneinnehmbarkeit
von Paris „Paris war zu grandios, zu legendär, zu außerordentlich, als
dass ein grotesker kleiner Mann namens Adolf Hitler ihm etwas anhaben konnte.“
(S. 24) und als Gegensatz die Verhältnisse, die sie auf der Flucht erlebt. Aber
auch in Amerika liegt das Glück nicht auf der Straße, sondern man muss hart
dafür arbeiten, macht die Autorin deutlich.
Für mich ist „Die
Kleider der Frauen“ eine eindringliche Liebesgeschichte mit kleinen Längen, die
sich um Mode, (Selbst-)Vertrauen und dramatisch Familiengeheimnisse dreht. „Dieses
Kleid macht mir Mut. Wenn ich es anziehe, fühle ich mich wie die beste Version
meiner selbst. Als wäre ich die Frau, die ich schon immer sein wollte.“
(S. 54)
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