ISBN : 9783805203333
Fester Einband : 464 Seiten
Verlag : ROWOHLT Wunderlich
Erscheinungsdatum : 21.04.2020
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Was
ist Kunst?
„Bei
Licht betrachtet ist sie mit ihren Schwestern also eigentlich nur halb
verwandt, und genau so hat sie sich in deren Gegenwart oft gefühlt:
unscheinbar, kindisch, ganz und gar überflüssig. … Flori musste die Stacheln
ausfahren, um sich zu spüren, musste Contra geben, damit man sie nicht übersah,
musste aufbegehren gegen das, was ihr zuwider, und sich vor allem anstrengen,
alles immer ganz, ganz anders zu machen als die beiden.“ (S. 12)
Flori
ist endlich nach Berlin zurückgekehrt und sucht ihren Platz im Leben und in der
Familie. Mit dem Kaufhaus will sie nichts zu tun haben, von den Schwestern
fühlt sie sich oft ignoriert oder übergangen, ihre Eltern klammern zu sehr.
Doch sobald sie malt, fühlt sie sich frei und lebendig. Sie möchte an der
Kunstakademie studieren, was ohne Abi kaum möglich scheint. Aber Flori ist eine
echte Kämpferin und schafft die Aufnahme. Dort entdeckt sie neben der Malerei
die Fotografie als Ausdrucksform für sich und feiert erste Erfolge. Alles läuft
gut, bis sie sich mit ihrem Professor überwirft.
Doch
nicht nur in Floris Leben geht es drunter und drüber. Franzi, die Freundin
ihres verstorbenen Halbbruder Oskar, erfindet sich gerade neu und geht zum Film.
Floris Onkel Gregor und sein Lebenspartner Hotte müssen ihre Beziehung im
Geheimen führen, weil sie verboten ist. Und über allem schwebt die Angst vor
dem nächsten Krieg, das atomare Wettrüsten hat begonnen. Die DDR grenzt sich
und ihren Teil von Berlin immer mehr gegen die westlichen Besatzungsmächte ab –
für das Kaufhaus wird es brenzlig. Was ist, wenn eines Tages die Verkäuferinnen
aus der Ostzone nicht mehr „rüber“ gelassen werden? Und was wird dann aus den Familienmitgliedern,
die noch „drüben“ in Potsdam wohnen? Dieser Gedanke, das Panzertreffen am Checkpoint
Charlie und die legendäre Kennedy-Rede waren meine größten Gänsehautmomente im
Buch.
Brigitte
Riebe hat es wieder geschafft, mich von der ersten Seite an in den Kosmos der
Thalheims zu ziehen, die damalige Zeit und die Menschen vor meinem inneren Auge
lebendig werden lassen. Flori hat mich sehr überrascht. Sie ist erwachsen
geworden, ernster, eine tolle Frau mit viel Kreativität und
Durchsetzungsvermögen. Sie findet unter den Künstlern neue Freunde, die so sind
wie sie und sie verstehen – nur mit der Liebe hapert es noch.
Außerdem
wird bei den Thalheims endlich klar Schiff gemacht, weitere Familiengeheimisse
werden aufgelöst, neue Paare finden sich, moralische (und modische) Entscheidungen
müssen getroffen werden. Nicht nur einmal habe ich überlegt, was ich an der
Stelle machen, wie ich mich entscheiden würde.
Ich
bin immer wieder begeistert, wie viel Wissen die Autorin in ihren Büchern
vermittelt. Ich wusste z.B. nicht, dass Marlene Dietrich 1960 noch einmal in
Deutschland war und Konzerte gegeben hat – und dabei so umstritten war. Auch
den jungen Willi Brandt und vor allem seine Frau Rut hat sie mir nähergebracht,
und als besonderes Highlight den Auftritt der Beatles im Star Club in Hamburg
einfließen lassen. Ich bin ob der Vielfältigkeit begeistert.
„Die Schwestern vom Ku'damm:
Tage der Hoffnung“ ist ein
Buch voller Leidenschaft, Hoffnung, Gefühl und Geschichte, das mich sehr bewegt
und an die Vergangenheit unseres ehemals geteilten Landes erinnert hat. Das
perfekte Ende der Trilogie.
„Das
Wunderbare an Wundern ist doch, das sie manchmal wirklich geschehen.“
(S. 345)
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