ISBN : 9783959673921
Flexibler Einband : 352 Seiten
Verlag : HarperCollins
Erscheinungsdatum : 24.03.2020
Genre : Roman
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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Ein dunkles
Kapitel DDR-Geschichte
Insel Usedom, Ahlbeck
1952: Grete führt mit ihren Töchtern Henni und Lisbeth die kleine private Pension
Ostseeperle. Jeden Mittag geht sie zum Bahnhof, wenn der Zug aus Berlin ankommt.
Sie hofft auch nach noch 8 Jahren, dass ihr Mann Gustav aus der
Kriegsgefangenschaft heimkehrt.
40 Jahre später
findet Caroline in den Papieren ihrer Mutter Henriette ein Foto und Unterlagen
zur Rückübereignung eines Hauses auf Usedom. Darauf angesprochen zerreißt diese
das Foto. Caroline hatte sie schon oft nach ihrer Vergangenheit gefragt, aber sie
schweigt auch jetzt immer noch. „Welcher Geist deiner Vergangenheit jagt
dir so eine Angst ein?“ (S. 20) Also beschließt Caroline, sich direkt in
Ahlbeck auf die Suche mach der Vergangenheit ihrer Mutter zu machen.
Seit über 20
Jahren fahren wir fast jeden Sommer auf die Insel Usedom und haben schon oft in
Ahlbeck gewohnt. Ich fand es toll, so viele Orte im Buch wiederzuerkennen und war
erschüttert über das, was in den 50er Jahren passiert ist.
Grete, Hanni
und Lisbeth arbeiten hart, um mit dem wenigen auszukommen, was es in der DDR zu
kaufen gibt. Für vieles brauchen sie Marken, aber oft gibt es in den Läden
nichts dafür. Grete ist froh, dass ein alter Freund ihres Mannes sie unter der
Hand regelmäßig mit frischem Fisch versorgt und die Frau ihres Bruders West-Artikel
wie Kaffee oder Rum zu ihnen schmuggelt. Aber sie müssen vorsichtig sein, dass das
nicht entdeckt wird, sonst droht ihnen Gefängnis.
Henni und
Lisbeth hatten keine unbeschwerte Kindheit. Erst war Krieg und danach mussten
sie schnell erwachsen werden. Inzwischen ist Henni 20 und damit alt genug für
eine eigene Familie, aber das interessiert sie noch nicht. Sie ist ein sehr introvertierter
Mensch. Ihre knapp bemessene Freizeit verbringt sie an der Nahmaschine, sie ist
geschickt und kreativ, wäre gern Schneiderin.
Lisbeth hätte
lieber weiter die Schule besucht, musste aber mit 14 abgehen um ebenfalls mitzuhelfen.
Sie ist mitten in der Pubertät, ein Trotzkopf, trifft sich oft mit ihren
Freundinnen und flirtet mit Jungs.
„Die
Seebadvilla“ lässt ein sehr dunkles Stück DDR-Geschichte lebendig werden. Das
Land befindet sich im Umbruch, man will einen Staat nach dem Vorbild der
Sowjetunion aufbauen und die wenigen noch privaten Firmen endlich verstaatlichen
und Bauern und Fischer in Genossenschaften zwingen. Viele fliehen in den Westen
oder wählen den Freitod.
Auch Grete und ihre
Ostseeperle sind den staatlichen Organen einen Dorn im Auge. Immer wieder wird sie
drangsaliert und bedrängt, die Pension als FDGB-Ferienunterkunft zur Verfügung
zu stellen, sich quasi freiwillig enteignen zu lassen, doch sie kämpft. „Meine
Mutter würde nie gehen. Es ist, als wäre die Pension mit der Erinnerung an
meinen Vater verschmolzen. Verlässt sie die Villa, würde sie damit auch ihre
große Liebe aufgeben.“ (S. 222)
Die Geschichte
wird abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten und auf zwei
Zeitebenen erzählt. Stück für Stück kommt man den damaligen Ereignissen auf die
Spur. Ich habe bis zuletzt mit Grete und ihren Töchtern mitgefiebert und ihre
Angst um ihre Existenz gespürt. Kathleen Freitag schreibt spannend und lebendig,
die historischen Hintergründe sind sehr gut recherchiert. Ich hoffe, bald
wieder ein Buch von ihr zu lesen.
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