ISBN : 9783453272804
Fester Einband : 416 Seiten
Verlag : Heyne
Erscheinungsdatum : 25.05.2020
Genre : Jugendbuch
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Mit dem
Rücken zur Wand
„Jeder
von uns ist in der Geschichte eines anderen der Böse.“ (S. 403)
Julia, Marlene
und Leonard sind befreundet und die beliebten Schüler ihrer Schule, wobei Julia
immer ein bisschen im Schatten der anderen beiden steht. Das Trio hat jahrelang
andere gemobbt und obwohl ihr „Hauptopfer“ heute da darübersteht, hat es die seelischen
und körperlichen Verletzungen natürlich nicht vergessen.
Vor ihren
Mitschülern, Freunden und der Familie ist Julia stets nett, höflich und ausgeglichen.
Ihre Mutter ist stolz auf sie und dankbar, weil sie bei der Erziehung und Versorgung
ihrer jüngeren Geschwister hilft. Doch alles, was Julia stört oder sie sich
nicht zu sagen traut, vertraut sie ihrem Wordpress-Blog an. Sie hat Angst,
sonst an den ungesagten Worten zu ersticken. „Jeder Eintrag ein Schwall
aus erbrochenen Worten.“ (S. 35) Der Blog ist nicht öffentlich, nur für
sie bestimmt, und auf ihrem Laptop gespeichert. Doch eines Tages ist der Laptop
weg und ihre Posts werden nach und nach veröffentlicht. „Sie denkt an die
vielen Wahrheiten, die oft nur in dem Moment gestimmt haben. … Worte als
Ventile, die nun zu Waffen werden.“ (S. 160) Jeder Tag in der Schule
wird zum Spießrutenlaufen. „Normalerweise wird Julia gesehen, heute wird
sie angestarrt.“ (S. 139)
Plötzlich
kennen alle ihr innersten Gedanken und Gefühle und hassen sie dafür – denn sie
hält ihnen einen Spiegel vor. „Mich durch ihre Augen zu sehen, war, als
würde meine Realität zum ersten Mal vollkommen scharf. Als wäre ich davor immer
ein bisschen kurzsichtig durchs Leben gegangen.“ (S. 121) Was sie
geschrieben hat, ist oft die Wahrheit und verletzt die Betreffenden.
Anne Freytags
neuestes Jugendbuch „Das Gegenteil von Hasen“ hat mich 30 Jahre zurück in meine
Schulzeit katapultiert, denn auch ich wurde gemobbt. Ich fand es interessant, die
Beweggründe der Mobber zu lesen – lieber andere niedermachen und damit von sich
ablenken, als selbst in die Schusslinie geraten. Und genau wie die Rektorin
habe auch ich überlegt, ob ich mich so an meinen Peinigern gerächt hätte, wenn sich
mir die Chance geboten hätte.
Die
verschiedenen Betroffenen erzählen ihre Geschichte, Erlebnisse, Gedanken und
Gefühle abwechselnd selbst, unterbrochen von den veröffentlichten Posts und dem
Protokoll der Schulleitung. Dadurch ist der Erzählstil zum Teil sehr rau und hart,
aber auch ehrlich, aufwühlend, erschütternd und extrem emotional. Die Hauptthemen
sind Freundschaft, Vertrauen, Liebe, Sexualität und natürlich Geheimnisse.
Das Buch
entwickelt schnell eine unglaubliche Dynamik, zieht den Leser in einen Sog, spielt
mit Erwartungen und Gefühlen. Wann kommt der nächste Post und wen trifft es? Kommt
auch Julias größtes Geheimnis ans Licht? Wo zieht der Verursacher die (moralische)
Grenze? Die Suche nach ihm liest sich so spannend wie ein Krimi. Ich war mir mehrfach
sicher, sie oder ihn enttarnt zu haben, und lag dann doch wieder falsch.
Und obwohl ich
die Situation aus eigenem Erleben kenne, haben mir nicht nur die Schüler
leidgetan, über die Julia geschrieben hat und deren Geheimnisse jetzt plötzlich
keine mehr sind, sondern auch sie selbst. Sie ist eine normale Jugendliche, mit
den üblichen Problemen und Sorgen, die ihren Platz im Leben noch finden muss
und beliebt sein will. Und ihre Post waren ja auch nur für sie bestimmt – sie wollte
niemanden absichtlich verletzen, das will nur derjenige, der sie jetzt
veröffentlicht
Ich finde es gut,
dass die Autorin auch auf die Auslöser fürs Mobbing eingeht – z.B. Religion,
Aussehen oder sozialer Hintergrund. Damit macht sie klar, dass es jeden von uns
erwischen kann. Denn wer mobben will, findet einen Grund.
Meiner Meinung
nach sollte das Buch an allen Schulen als Pflichtlektüre gelesen werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen