ISBN : 9783453424128
Flexibler Einband : 272 Seiten
Verlag : Heyne
Erscheinungsdatum : 13.07.2020
Genre : Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Auf die
Freundschaft
Wer kennt die
Filmszene nicht, in der Bridget Jones heulend und ungepflegt auf ihrem Sofa
hockt, Unmengen Eis in sich hineinlöffelt, Wodka trinkt und dabei traurige Lieder
mitgrölt? Genau so geht es Fee nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Teddy. Sie
wollten ihren Lebensabend gemeinsam genießen, die Winter in Zukunft im warmen
Süden verbringen. Fee hat sogar ihren Job gekündigt, denn wenn sie sich ein
bisschen einschränkten, würde seine Rente reichen. Nach Teddys Tod bricht ihre
Welt zusammen, sie verbringt die Tage mit Alkohol, ungesundem Essen, Serienmarathons
und ihrer Musiksammlung auf der Couch. Ausgerechnet in der Silvesternacht stellt
sich ihre neue Nachbarin Claudine vor, ihr gefällt Fees Musikgeschmack, doch die
will nur in Ruhe in Selbstmitleid baden. Am nächsten Tag zieht Fee endlich
ehrlich Bilanz. Sie ist 57, hat in 3 Monaten 15 kg zugenommen, keinen Job, kaum
noch Geld und ihre Töchter wohnen weit weg. „Reicht es nicht, dass ich
alt werde, musste ich auch noch fett werden?“ (S. 35)
Zum Glück gibt Claudine
nicht auf, sondern wird ihre Freundin und macht ihr einen ungewöhnlichen Vorschlag.
Sie will mit ihrer Freundin Mary und Fee eine WG gründen. Drei Singlefrauen in
den besten Jahren, die ab sofort füreinander da sind und ihr Leben gemeinsam statt
einsam verbringen – neue Liebe(n) natürlich nicht ausgeschlossen, schließlich
sind sie noch nicht tot!
Schon bei „Der
Alte muss weg“ hat mich Carla Berling durch ihrem Schreibstil und ihre schrägen
Figuren begeistert und auch „Klammerblus um zwölf“ hat mich wieder restlos
überzeugt. Mit viel Herz und Kölscher Schnauze schreibt sie über drei Frauen,
die sich trotz 60+ neu erfinden.
Fee ertrinkt in
Selbstmitleid (und angefressenem Kummerspeck), als Claudine, Mary und ihr
bester schwuler Freund Gerd-Karsten (ein Highlight!) ihr klarmachen, dass sie endlich
die Kurve kriegen muss: „Sorry, Liebelein, du darfst dich nicht so gehen
lassen, das Leben geht doch weiter, meine Güte, du musst dich aber wirklich
zusammenreißen.“ (S. 60) Statt immer neuer Ausreden, braucht sie wieder
eine Aufgabe und Pläne, statt Essen Freude und Erfolgserlebnisse. „Du schaust
anderen beim Leben zu und vergisst dabei dein eigenes.“ (S. 99) Und dann
gibt es da ja auch noch Winnetou und Taxi, die ihr einfach nicht aus dem Kopf
gehen …
Doch auch Claudine
und Mary haben ihre Päckchen zu tragen und schwere Schicksale hinter sich haben.
Mir hat sehr gut
gefallen, dass das Buch trotz des traurigen Grundthemas locker und unterhaltsam
geblieben ist. Carla Berling schreibt lustig, spannend, warmherzig und
gefühlvoll. Sie erzählt von Trauer und Verlust, Depressionen und schlimmen Schicksalen,
aber auch von hoffnungsvollen Neuanfängen, alter junger Liebe, Freundschaften und
der Freiheit, Ballast loszuwerden. „Mir wurde immer klarer, dass ich eine
horrende Miete für Räume zahlte, in denen ich lauter Zeug aufbewahrte, das ich
nie brauchte.“ (S. 91)
Ein echtes Highlight,
ich bin schon sehr gespannt auf ihr nächstes Buch.
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