Erscheinungsdatum: 01.04.2020
Buchlänge: 400 Seiten
Herausgeber: Hoffmann & Campe Verlag
Genre: Sachbuch
Wer waren die beiden niederländischen Schwestern, die Anne und Margot Frank bis zu ihrem Tod im KZ Bergen-Belsen zur Seite standen?
Klappentext und Buchtitel inspirieren mich zum Lesen. Obwohl ich schon viele Bücher über diese Zeit gelesen habe, waren mir Lien und Janny Brilleslijper bislang unbekannt.
Wenn Mauern sprechen könnten, würde „Das Hohe Nest“ - eine alte abgelegene Villa in einem kleinen niederländischen Dorf - die beeindruckende Geschichte der beiden jüdischen Schwestern erzählen, die hier während der Nazibesetzung zahlreiche verfolgte Juden versteckten.
Als Roxane van Iperen 2012 in eben diese Villa zieht, offenbaren doppelte Böden und Hohlräume hinter den Wänden die Geschichte des Gebäudes.
Der Grundstein für ihr Buch „Ein Versteck unter Feinden“ war gelegt.
Jedes noch so gute Versteck wird irgendwann entdeckt. Im Sommer 1944 wurden die beiden Schwestern verraten und für sie begann eine Odyssee in verschiedenen Konzentrationslagern. Auf ihrem zermürbendem Weg begegneten Lien und Janny den Schwestern Anne und Margot Frank und blieben bis zu deren Tod im KZ Bergen-Belsen an ihrer Seite.
Schon der Einstieg in die Geschichte fesselt mich. Es ist beispielhaft, wie selbstverständlich sich die beiden Schwester für andere Menschen einsetzen. Sie sind umgeben von hochrangigen Nazis und organisieren quasi vor deren Nase den Widerstand. Sie gehen gemeinsam mit ihren Partnern ein enormes Risiko ein, um den verfolgten Menschen zu helfen. Ich bewundere ihren Mut, bange mit ihnen, doch mit jeder gelesenen Seite wird klarer, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie auffliegen.
Die Autorin schreibt sachlich-nüchtern, in eindrucksvollen Bildern und spiegelt dabei die damalige Zeit realitätsnah wieder. Das Buch wirkt exzellent recherchiert. Meine Emotionen kochen hoch.
Besonders als die Familien im Konzentrationslager landen, sind die Schilderungen der Ereignisse nur schwer zu ertragen.
Es ist für mich immer wieder erschreckend, wie Menschen getrieben von einer rechtsradikalen Ideologie, zu solchen Gräueltaten fähig waren. Auch hier stößt man auf den Namen Josef Mengede und wieder sind es unfassbar grauenvolle Details, die die Autorin hier offenbart. Dieses Buch geht an die Grenzen und stimmt nachdenklich.
Ein wichtiges Buch gegen das Vergessen, beeindruckend aufgearbeitet und spannend umgesetzt!
Für mich gehört „Ein Versteck unter Feinden“ zu den Lese-Highlights 2020.
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