ISBN : 9783810500571
Flexibler Einband : 496 Seiten
Verlag : FISCHER Krüger
Erscheinungsdatum : 26.08.2020
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Träume sind
(Bier-)Schäume
Colina ist
Schankmädchen in einer München Wirtsstube und träumt von einem besseren Leben. Sie
schafft es mit viel Dreistigkeit und Einfallsreichtum, von dem aus Nürnberg neu
zugezogenen Bierbrauer Curt Prank als Gouvernante für dessen Tochter Clara
engagiert zu werden.
Prank will sein
fränkisches Bier unbedingt auf dem Oktoberfest ausschenken – ein schnell
erlassenes Gesetz verhindert das aber. Seine letzte Chance ist Claras Hochzeit mit
dem Vorstandsvorsitzenden der größten Münchner Brauerei, der allerdings mehr
als doppelt so alt ist wie sie. Clara entzieht sich diesem Vorhaben durch die
Flucht und Colina landet wieder da, wo sie nie mehr hinwollte – als Schankmädchen
auf dem Oktoberfest …
Oberwachtmeister Lorenz Aulehner ist neu bei der Kriminalabteilung der königlichen
Schutzmannschaft in München. Er soll
der Nachfolger des jetzigen Leiters werden und ist mit seinen Kollegen für Ruhe
und Ordnung auf dem Oktoberfest zuständig, denn hinter den Kulissen kämpfen die
Bierbrauer und Wirte mit harten Bandagen und unlauteren Mitteln um die Gäste
und Vorherrschaft. Als es im Umfeld der Wiesn zu einigen Todesfällen kommt
stellt sich die Frage, ob diese etwas mit den Ausschanklizenzen für das Fest zu
tun haben.
„Oktoberfest
1900“ von Petra Grill zeichnet ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit
und vermittelt dabei viele historische Fakten. Ich wusste z.B. nicht, dass die
Ausschanklizenzen damals noch nicht an die großen Brauereien, sondern an kleine
Wirte vergeben wurde, die mit dem dort erwirtschafteten Geld das restliche Jahr
überbrücken mussten. Um ordentlich daran mitzuverdienen, kauften die großen
Brauereien die Wirte nach und nach auf. „In ein paar Jahren gibt’s in
München kein Wirtshaus mehr, das nicht einer Brauerei gehört.“ (S. 302)
Auch die
Arbeitsbedingungen der Schankmädchen waren unvorstellbar. Sie schufteten
täglich bis zu 18 Stunden und bekamen keinen festen Lohn, sondern nur ihr
Trinkgeld. Deshalb verdienten sich was dazu, indem sie mit den männlichen Gästen
schliefen.
Colina hat mich
sehr beeindruckt. Sie ist zielstrebig, taff und weiß genau, was sie will –
einen ordentlichen Lohn und nicht mehr von den Trinkgeldern und der Hurerei
abhängig sein. Doch als sie glaubt, es endlich geschafft zu haben, wird sie von
ihrer Vergangenheit eingeholt.
Clara ist zu
Beginn eine verwöhnte und sehr naive Fabrikantentochter. Aber sie will sich
nicht länger dem Willen ihres Vaters unterordnen, sondern sich ihren Ehemann
selber suchen. Dass sie für ihr Glück alles riskiert und eine sehr starke, fast
schon harte Persönlichkeit wird, hat mich sehr überrascht.
Lorenz Aulehner
will alles richtig machen und seinen Chef beeindrucken, kann seine menschliche
Seite zum Glück aber nicht ganz abschalten. Als Außenstehender hat er einen
unvoreingenommenen Blickwinkel auf den Münchner Klüngel und ist noch niemandem
verpflichtet.
Die Autorin
erzählt die Geschichte abwechselnd aus Colinas und Aulehners Perspektive und
lässt auch berühmte Persönlichkeiten wie König Otto von Bayern oder Fanny zu
Reventlow auftreten. Sie schreibt sehr detailverliebt und lässt
Hintergrundinformationen zur wirtschaftlichen und politischen Situation, den
Frauenrechten, Arbeits- und Lebensbedingungen ihrer Protagonisten einfließen. Leider
waren mir diese Schilderungen manchmal etwas zu ausführlich und sorgten in der
an sich recht spannenden Handlung für ein paar kleine Längen. Davon abgesehen
hat mich das Buch aber sehr gut unterhalten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen