Samstag, 22. August 2020

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück




ISBN : 9783328104889
Flexibler Einband : 448 Seiten
Verlag : Penguin
Erscheinungsdatum : 10.08.2020
Genre : biographischer Roman
 
 
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
  

Guggenheim Jeune

Sie war eine erwachsene Frau und konzentrierte sich ab sofort auf ihre Arbeit statt auf Männer.“ (S. 11) sagt sich Peggy Guggenheim, als sie 1937 auf einer Party Samuel Beckett kennenlernt und sich sofort in ihn verguckt. Eigentlich ist sie schon auf dem Weg nach London, wo sie eine Galerie für die modernen, bereits angesagten und noch kommenden Künstler ihrer Zeit eröffnet. Ob sie das bewusst oder unbewusst als Konkurrenz zu der ihres Onkels Solomon Guggenheim in New York tut, bleibt offen. Trotzdem kann sie nicht von Beckett lassen und beginnt eine On-Off-Beziehung mit ihm, reist ständig zwischen London und Paris hin und her, bis der erste Weltkrieg ausbricht …

Sophie Villard biografischer Roman dreht sich um Peggy Guggenheims Leben und Schaffen in den Jahren 1937 – 1942. Da ist sie bereits von ihrem ersten Mann, dem Dadaisten Laurence Vail, geschieden und macht sich einen Namen als Kunstmäzenin. Besonders beeindruckt hat mir ihr verrücktes „ein Bild pro Tag“ Motto, mit dem sie während des 2.WKs für Furore aber auch Unverständnis sorgte, denn sie hätte das Geld ja auch direkt in die Flüchtlingshilfe investieren können (was sie dann auch tat). „Meine Leistung besteht eben darin, die Kunst unserer Zeit zu retten.“ (S. 231)

Das Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Einerseits macht Sophie Villard deutlich, dass es viele avantgardistische Kunstwerke nicht mehr gäbe, wenn Peggy sie nicht gekauft und den Künstlern damit oft das Ticket nach Amerika und somit die Flucht vor den Nazis finanziert hätte. Peggy scheint eine sehr freigiebige Persönlichkeit gewesen zu sein, die oft intuitiv handelte, geradezu visionär bei der Auswahl der Künstler und ihrer Werke. Zudem wird sie deswegen von Männern und Frauen gleichermaßen für verrückt erklärt – die schrullige reiche Erbin, die nicht weiß, wohin mit ihrem Geld. Selbst dem Leiter des Louvre, den sie um Hilfe beim Verstecken der Sammlung im Krieg bittet, ist diese zu modern und nicht schützenswert.
Andererseits beschreibt die Autorin sie auch als sehr promiskuitiv und naiv. Trotz ihrem Vorsatz, sich nicht mehr mit Männern einzulassen, lässt sie jeden in ihr Bett, der ihr auch nur ansatzweise gefällt – egal, ob sie gerade verliebt und in einer Beziehung ist oder nicht. Außerdem verschließt sie ihre Augen vor der Kriegsgefahr, kauft weiter Kunst, während sich alle anderen schon in Sicherheit bringen. Dabei hat sie keinen Plan, wo sie die Werke unterbringt und später versteckt. Sie handelt wie ein kleines Mädchen, das nur das Schöne sehen will und alles andere verdrängt, nicht an die Konsequenzen denkt. „Einen optimistischeren Menschen als sie habe ich noch nie getroffen. Oder sollte ich sagen, einen naiveren?“ (S. 225)

Leider konnte mich auch der Schreibstil der Autorin nicht fesseln. Ich fand ihn sehr emotionslos. Die Handlung wird nicht wirklich flüssig erzählt, sondern wirkt oft nur wie eine Aneinanderreihung von Namen und Begegnungen oder ein Who's Who.  
Zudem fand ich es sehr unrealistisch, dass ausgerechnet sie, die jeden kennt, eine Affäre mit Yves Tanguy beginnt und nicht weiß, dass er verheiratet ist.

Schade, ich hatte mir von dem Buch mehr erhofft. Leider nur 3 Sterne.

1 Kommentar:

Jutta Ortlepp hat gesagt…

Ich habe kürzlich "Miss Guggenheim" gelesen. Hat mir sehr gut gefallen, da sehr gut geschrieben.