Erscheinungsdatum:
Buchlänge:
Verlag: Hoffmann & Campe
ISBN:
Genre: Sachbuch
Im letzten Jahr hätte wohl niemand von uns gedacht, dass wir eine Gesichtsmaske in der Öffentlichkeit tragen würden.
2020 wird als das Jahr der COVID-19-Pandemie unvergesslich bleiben.
Wir alle wissen, dass das Virus in der zentralchinesischen Stadt Wuhan seinen Ursprung fand.
Als man feststellte, dass sich Corona von Mensch zu Mensch ausbreitet und die Infektionszahlen rasant steigen, wird die neun Millionen Einwohner Metropole komplett von der Außenwelt abgeriegelt. Die Menschen dürfen ihre Wohnungen nicht mehr verlassen. Es werden Einkaufsgemeinschaften gebildet.
In dieser Zeit führt die chinesische Schriftstellerin Fang Fang ein Online Tagebuch, das 60 Einträge beinhaltet.
In Deutschland ist ihr Buch mit dem Titel „Wuhan Diary” im Mai 2020 beim Verlag Hoffmann & Campe erschienen.
Aus ihrer Wohnung heraus protokolliert die Autorin die Ereignisse in der Stadt. Sie berichtet von ihren eigenen Gefühlen, von der Hilflosigkeit und der Einsamkeit. Fang Fang sammelt im Freundes- und Bekanntenkreis Informationen und thematisiert diese in ihren Blogeintragungen. Es sind Geschichten vom unermüdlichen Kampf der Mediziner, von Verlust und Trauer, von Wut und Zorn auf die Behörden, aber auch von der Freundschaft und Solidarität unter Nachbarn.
Fang Fang kritisiert den Vertuschungsversuch der Regierung. Die Politik hat ihrer Meinung nach viel zu spät auf den Ausbruch des Virus reagiert. Sie fragt sich, warum keiner der hohen Herren bereit ist, aus seinem Fehlverhalten Konsequenzen zu ziehen.
Für ihre Denkansätze wird die Autorin angefeindet und bedroht. Viele ihrer Blogbeiträge werden sofort gelöscht. Doch sie schreibt unermüdlich weiter.
Ich persönlich finde ihre Ausführungen sachlich und kann nicht verstehen, warum sie dafür so angegriffen wird.
Für mich ist dieses Tagebuch mehr als ein Bericht über eine gesperrte Stadt. Ich lerne viel über Land und Leute. Das ist sehr interessant. So wusste ich beispielsweise nicht, wie niedrig die Gehälter der Chinesen sind.
Wuhan wurde schnell abgeriegelt, aber beim Lesen habe ich das Gefühl, dass sich die Einwohner diszipliniert verhalten. Sie fügen sich den Anordnungen, auch wenn die Einsamkeit in den eigenen vier Wänden mit jedem weiteren Tag stärker auf die Psyche geht.
Ich habe das Buch nicht hintereinander weggelesen, sondern jeden Tag ein bis zwei Beiträge. Viele Dinge wiederholen sich im Laufe des Buches. Die Tage laufen oft ähnlich ab. Deshalb fand ich es spannender, etappenweise zu lesen. Es gibt einige Parallelen zu dem Lockdown in Deutschland. Auch hier explodierten z.B. die Preise für Atemschutzmasken. Doch wir hatten mehr Bewegungsfreiheit.
Fang Fang ist eine starke Frau, die sich traut, Dinge anzusprechen, die die Machthaber gern verschwiegen hätten. Mit ihrem Online-Tagebuch hat sie vielen Landsleuten Halt und Hoffnung gegeben.
Ich finde es klasse, dass man im Ausland bereit war, dieses geschichtsträchtige Zeitdokument zu veröffentlichen.
Ein wichtiges Buch, das den Beginn der Corona-Pandemie eindrucksvoll widerspiegelt.
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