Erscheinungsdatum: 01.09.2020
Verlag: Droemer HC
Buchlänge: 384 Seiten
ISBN: 9783426282557
Genre: Roman
Der auf Tatsachen beruhende Roman „Die Königin des Ritz“ erweckte bereits aufgrund des Covers meine Aufmerksamkeit. Paris als Schauplatz übt auf mich eine besondere Faszination aus. Ausserdem interessierte mich der Alltag im Luxushotel Ritz vor dem Hintergrund der deutschen Eroberung.
Die Geschichte beginnt im Juni 1940. Obwohl inzwischen deutsche Soldaten in den Sesseln lungern und Hakenkreuze den Blumenschmuck zieren, beeindruckt das Ritz seine Gäste nach wie vor mit Glanz und Glamour.
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Blanche und Claude Auzello. Während Claude als Direktor des Hotels Karriere macht, genießt seine amerikanische Frau Blanche die angenehmen Vorzüge, die der Posten ihres Mannes mit sich bringt.
Wechselseitig lässt die Autorin die beiden Charaktere zu Wort kommen. Doch für mich entwickelt sich die Story zunächst ganz anders, als der Klappentext vorhersagt.
Mit der Ehe der beiden steht es nicht zum besten. Claude offenbart seiner Frau ganz offen, dass er sich hin und wieder bei einer Mätresse austoben muss, weil halt Franzosen das so machen. Blanche kommt mit der Situation schlecht klar.
So geht es Seite um Seite zwischen den Eheleuten hin und her, mal zoffen sie sich, mal raufen sie sich wieder zusammen. Die Story dümpelt vor sich hin. Ich vermisse einen Spannungskick, der mich neugierig macht, auf das was da noch kommt.
Erst in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung Fahrt auf. Dann beschreibt die Autorin, wie Blanche Aufträge für die Résistance übernimmt, falsche Pässe schmuggelt und schamlos ihre Reize einsetzt, um die Gegner zu verunsichern. Endlich fesselt mich die Geschichte.
Dass auch Claude inzwischen dem Widerstand beigetreten ist und aktiv gegen die Nazis arbeitet, ahnt Blanche nicht. Die Ereignisse überschlagen sich und Claude muss alle Kräfte mobilisieren, um seine Frau zu schützen.
Zu den Charaktere finde ich dennoch kaum Verbindung. Sie wirken auf mich farblos und kühl. Selbst ihre Tätigkeit für die Résistance kaufe ich ihnen nicht wirklich ab. Ich vermisse Leidenschaft und Emotionen.
Dabei beschreibt die Autorin das Zeitgeschehen in Paris eindrucksvoll. Ich sehe die deutschen Besatzer vor mir und kann gut nachempfinden, dass sich die Franzosen in ihrer Gegenwart unwohl fühlen. Außerdem kann ich mir das schillernde Luxushotel in lebendigen Bildern vorstellen.
Neben den wahren Hintergründen huschen Coco Chanel, Ernest Hemingway und Marlene Dietrich durch die Szenerie und verleihen ihr damit Authentizität.
Das Ende stimmt nachdenklich und lässt mich grübelnd zurück.
Ich finde es schade, dass es Melanie Benjamin erst so spät gelingt, mich als Leser einzufangen, denn insgesamt ist der Roman professionell ausgearbeitet und niedergeschrieben.
Mit kleinen Abzügen in der B-Note ist „Die Königin des Ritz“ durchaus lesenswert.
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