Erscheinungsdatum: 17.09.2020
Herausgeber: C.H.Beck
Gebundene Ausgabe: 347 Seiten
ISBN: 9783406755606
Genre: Sachbuch / Biografie
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Öffentliche Gebäude tragen ihren Namen. Sie zählt weltweit zu den bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte - Sophie Scholl.
Ich weiß von ihr, dass sie mit ihrem Bruder Hans im Widerstand aktiv war und mit 21 Jahren von den Nazis durch das Fallbeil hingerichtet wurde.
Als ich kürzlich im Verlagsprogramm von C.H.Beck Maren Gottschalks Werk „Wie schwer ein Menschenleben wiegt - Sophie Scholl entdeckte, wurde meine Neugier geweckt. Ich wollte mehr über die junge Frau und ihr Leben erfahren.
Der Einstieg ins Buch fällt mir leicht.
„Die lachende Sophie Scholl, die sich auch in Zeiten großer Gefahr und zunehmender Erschöpfung über die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht freut und im Schnauben des Kutschpferdes die gleiche Lebenslust erkennt, die sie selbst spürt, steht immer im Schatten der ernsten Widerstandskämpferin.“ (Auszug aus dem Buch)
Maren Gottschalk gewährt zunächst Einblicke in das Familienleben der Scholls. Sophies Mutter Lina ist streng gläubig, wollte ursprünglich als Diakonisse leben. Doch dann begegnet ihr der zehn Jahre jüngere Robert Scholl. Sie gründen eine Familie und bekommen sechs Kinder. Beim Lesen spürt man den Zusammenhalt in der Familie. Die Kinder wachsen behütet auf.
Es überrascht mich zu lesen, dass Sophie sich zunächst in der Hitlerjugend engagiert, sogar Jungmädelschaftführerin wird. Doch wirkt sie auf mich wie eine Getriebene auf der Suche nach sich selbst.
Wie Sophies Eltern den Krieg kategorisch ablehnen, ist auch sie von Anfang an eine Kriegsgegnerin, zumal ihr Freund Fritz schlimme Dinge von der Front berichtet.
Inzwischen wohnt die Familie in Ulm und Bruder Hans beginnt ein Medizinstudium in München. Nach dem Abitur geht auch Sophie zum Studieren nach München und wohnt dort bei ihrem Bruder. Hier beginnt auch ihre Tätigkeit im aktiven Widerstand.
Sie haben Ideale, für die sie mit großem Engagement kämpfen. Sie sind voller Tatendrang, träumen vom Ende des Krieges. Obwohl sie sich bewusst sind, in welche Gefahr sie sich mit ihren Aktivitäten bringen, wirken sie auf mich geradezu berauscht von einer jugendlichen Leichtigkeit. An dem Tag ihrer Verhaftung wirken sie auf mich beinahe ein wenig übermütig. Die Gefahr schien offensichtlich.
Ich bewundere die Stärke dieser jungen Menschen. Besonders Sophie strahlt hier eine enorme Kraft aus.
Im Gerichtssaal sprach die 21 Jährige unbeirrt aus, was sie dachte:
„Was wir schrieben und sagten, das denken Sie alle ja auch, nur haben Sie nicht den Mut, es auszusprechen.“ (Sophie Scholl)
Ihr Mut ist beispielhaft und macht sie unvergessen.
Was war das bloß für eine schreckliche Zeit, wo junge Menschen, die nur ihre Meinung kundtaten mit dem Tode bestraft wurden. Schrecklich. Ich leide mit ihnen.
Es gefällt mir, dass die Autorin nicht nur die Widerstandskämpferin in Szene setzt, sondern vor allem den Mensch Sophie Scholl. So lerne ich eine selbstbewusste, mutige, aber auch oft unsichere, introvertierte junge Frau voller Selbstzweifel kennen, die davon träumt, dass der Krieg endlich zu Ende geht. Für mich entsteht damit ein ganz neues Bild abseits der in Geschichtsbüchern verankerten Fakten. Es ist interessant zu erfahren, in welchem Umfeld Sophie aufgewachsen ist, wer ihre Eltern, Geschwister, Freunde und Bekannte waren.
Die Biografie liest sich fast wie ein Roman und fesselt mich von Anfang an. Maren Gottschalk hat sich intensiv mit dem Leben der Sophie Scholl beschäftigt und akribisch recherchiert. Das spürt man beim Lesen. Sie bindet teils unveröffentlichte, sehr persönliche Dokumente, wie Tagebuchaufzeichnungen und Briefe, aber auch Vernehmungsprotokolle und Berichte von Zeitzeugen ein. Außerdem befinden sich im Buch Fotos und Zeichnungen, die das Gesamtbild des kurzen Lebens der Sophie Scholl untermalen.
Ein Schriftstück ist mir besonders nahe gegangen, Sophies Todesurteil, auf dessen Rückseite sie das Wort „Freiheit“ geschrieben hat. Ich finde es erstaunlich, dass dieses Zeitdokument unbeachtet von den Nazis erhalten geblieben ist.
Mich hat dieses Buch tief bewegt und nachdenklich gestimmt. Eine junge Frau wird mitten aus dem Leben gerissen, weil sie für ihre Ideale eintrat. Möge diese tragische Geschichte lehren und uns immer wieder vor Augen halten, wie gut es uns geht in einer Demokratie leben zu können.
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