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Vorab
Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung.
Der Franzose
Freiburg 1948/49: Klara ist 18 und hatte Glück, ihre ganze Familie hat den Krieg überlebt und ihr Haus steht auch noch. Sie arbeitet in einem Économat (Lebensmittelgeschäft für die französischen Soldaten) und geht am Wochenende gern tanzen. Ihre jüngere Schwester Lotte geht noch zur Schule und ihre Mutter verdient Geld mit Näharbeiten, da ihr Vater seit Jahren arbeitslos ist. Er ist kein angenehmer Charakter, macht den 3 Frauen das Leben zur Hölle, kontrolliert und beschimpft sie, will jeden ihrer Schritte bestimmen – schließlich ist sie erst mit 21 volljährig. Klara lehnt sich immer wieder auf, während ihre Mutter und ihre Schwester kuschen. „Ohne dich war alles viel besser. Da war der Krieg draußen. Jetzt haben wir ihn hier im eigenen Haus mit dir.“ (S. 78)
Freiburg 2018: Nach einem Schlaganfall spricht Klara plötzlich nur noch Französisch. Ihre Enkelin Miriam ist irritiert, sie wusste nicht einmal, dass Klara die Sprache beherrscht, dabei ist sie nach dem frühen Unfalltod ihrer Eltern bei ihr und Opa Eduard aufgewachsen. Eines der ersten Worte, die Klara sagt, ist „Pascal“. Miriam hat den Namen noch nie gehört, aber Klaras Schwester Lotte sagt abwertend, dass das „der Franzose damals“ gewesen sein könnte. Mehr will oder kann sie dazu allerdings nicht sagen.
Miriam ist schon Mitte 40 und beruflich erfolgreich, aber privat läuft es nicht so gut. Ihr Leben ist von Verlusten geprägt, sie tut sich schwer damit, anderen zu vertrauen und Beziehungen einzugehen.
Klara scheint ein erfülltes und glückliches Leben gehabt zu haben, wenn man vom frühen Verlust ihrer Tochter absieht. Doch sie, Eduard und Lotte haben sich vor Jahren geschworen, dass eine Sache nie ans Licht kommen darf und Klara hatte sie erfolgreich verdrängt. Durch den Schlaganfall kommen die Erinnerungen nach und nach wieder hoch und reißen die alten Wunden neu auf.
Auf der Suche nach Klaras Vergangenheit und dem mysteriösen Pascal reist Miriam bis an die Atlantikküste, doch auch dort können nicht alle Fragen beantwortet werden – einigen Antworten wissen nur Klara und Lotte. „Ein Tisch und siebzig Jahre Klaras Schweigen trennten sie voneinander.“ (S. 284) Die werden gezwungen, sich endlich an damals zu erinnern und vor allem damit auseinander zu setzen. Am Ende muss auch Miriam ihre Biographie neu schreiben.
„Klaras Schweigen“ ist eine sehr ergreifende Liebes- und Lebensgeschichte. Bettina Storks beschäftigt sich darin mit Vergangenheitsbewältigung und Verlusten, Familiengeheimnissen und welche Erfahrungen und oder Ängste wir (unbewusst) von unseren Vorfahren übernehmen. Sehr einfühlsam und gleichzeitig fesselnd erzählt Bettina Storks parallel auf zwei Zeitsträngen Klaras und Miriams Geschichte.
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