Erscheinungsdatum: 31.05.2021
Herausgeber: Piper Verlag
Buchlänge: 656 Seiten
ISBN: 9783492070072
Genre: Biografien
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Diesen Mann bringt wohl nichts und niemand aus der Ruhe. Er ist einer der bekanntesten deutschen Journalisten und behauptet von sich : „Ich bin überdurchschnittlich durchschnittlich.“
Seine sachlich-nüchterne Art ist bewundernswert. Er ist immer dort, wo Geschichte geschrieben wird.
Dass Stefan Aust einen Riecher für gute Storys und Titel hat, stellt er mit seiner Autobiografie erneut unter Beweis.
Er nennt seinen 656 Seiten starken Wälzer schlicht und einfach „Zeitreise“ und trifft damit voll ins Schwarze.
Das Buch ist chronologisch in 4 Zeitepochen eingeteilt. Im Mittelteil befindet sich eine kleine Fotogalerie.
Wer glaubt, er müsse sich hier seitenweise durch schwere Lesekost kämpfen, irrt gewaltig. Es ist eine lebendige, bildgewaltige und spannend erzählte Exkursion in die Vergangenheit.
Dabei liegt der Fokus auf Austs beruflicher Tätigkeit, wird jedoch immer wieder von netten amüsanten Anekdoten aus dem Privatleben aufgelockert. Er bekennt sich beispielsweise dazu, als Neunjähriger seinen Grundschullehrer geohrfeigt zu haben, heiratet irgendwann das kleine Mädchen mit dem Schimmelpony und betreibt bis heute mit Leidenschaft einen Pferdezuchtbetrieb, obwohl Paul Schockemöhle eines seiner Pferde als Krücke bezeichnete.
Der Autor berichtet von den Anfängen seiner journalistische Karriere bei der Zeitschrift „konkret“. Hier lernt er Ulrike Meinhof als Journalistin kennen und erlebt hautnah, wie sie sich radikalisiert und zur Terroristin der RAF wird. Später arbeitet er bei Panorama, gründet Spiegel TV, wird Chefredakteur des Spiegels, Mitinhaber des Nachrichtensenders N24 und Herausgeber der Welt.
Sein Berufsalltag liest sich stellenweise wie ein Thriller, frei nach dem Motto: „Wer nichts wagt, der nicht gewinnt.“ Erwähnenswert scheint mir in diesem Zusammenhang die Befreiung der Meinhof-Röhl-Zwillingsschwestern aus den Fängen der RAF.
Kein geschichtsträchtiges Ereignis und keine politische Intrige der letzten Jahrzehnte bleibt unbeachtet.
Völlig gefesselt sauge ich die interessanten, teilweise auch abenteuerlichen Hintergrundgeschichten auf und merke dabei gar nicht, dass es bereits weit nach Mitternacht ist, als ich die letzte Seite des Buches lese. An Schlaf ist in dieser Nacht kaum zu denken, so sehr beschäftigt mich das Gelesene.
Stefan Aust für mich ein cooler Typ und ein brillanter Erzähler. Ich würde ihn gern einmal persönlich bei einer Lesung kennenlernen.
„Zeitreise“ ist ein Meisterstück der schreibenden Zunft - prägnant, ehrlich und mitreißend-mitreisend! Lesen!
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