Nur 48 Stunden
„Gary Stewart, der Mann, den es nie lange in einem Ort hielt, dessen Beständigkeit im Aufbruch lag – weshalb hatte sie sich ausgerechnet in so einen Menschen verliebt?“ (S. 8) Violet Mason, die Erbin des berühmten Luxushotels Savoy, hat große private und berufliche Sorgen. Ihr Freund ist monatelang unterwegs und das Hotel, dessen Kriegsschäden nur behelfsmäßig repariert wurden, verfällt immer mehr. Der Keller schimmelt, die Elektrik ist unsicher, das Dach undicht, der Putz bröckelt und es gibt Wasserflecken. Ihre Hausbank gibt ihr nur einen lächerlich kleinen Kredit für die Sanierung, weil auch die Übernachtungszahlen rückläufig sind. Da setzt ihr ein Finanzhai die Pistole auf die Brust. Er hat ihre ganzen Schuldscheine aufgekauft und wird sie auch einsetzen, wenn sie ihm das Savoy nicht innerhalb 48 Stunden billig verkauft. Auf Garys Rat hin erreicht Violet, dass Greta Garbo ihr Comeback im Savoy inszeniert – kann der Starrummel das Hotel retten?
Violets muss sich entscheiden, ob sie ihre Kraft weiter in das Savoy steckt oder einen Neunanfang z.B. als Journalistin wagt. „Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, über das Savoy hinauszudenken.“ (S. 155) Gary lockt sie nämlich damit, dass sie dann auch mehr Zeit für ihn und gemeinsame Reisen hätte. Doch Violet ist eine Kämpfernatur und fühlt sich dem Familienerbe verpflichtet. So leicht lässt sie sich das Hotel nicht wegnehmen. Sie versucht, ihren Kontrahenten näher kennenzulernen und herauszubekommen, was er wirklich will – und entdeckt dabei ein lange gehütetes Geheimnis. „Wir alle spielen im Leben das eine oder andere Versteckspiel. Ich bin ein Meister darin.“ (S. 300)
Auch Greta Garbo weiß nicht, wie sie ihr Leben in Zukunft führen will. Einerseits liebt sie die Abgeschiedenheit und Ruhe, die sie als Privatperson hat, und sie müsste auch nicht mehr arbeiten, da sie ihr Geld gut angelegt hat, aber manchmal fehlen ihr die Dreharbeiten, die Bewunderung ihrer Fans und der Trubel eben doch.
Mit „Glanz einer Familie“ geht eine Ära zu Ende, denn leider ist das der letzte Band der Savoy-Reihe von Maxim Wahl, aber es ist ein wirklich würdiger Abschluss. Es kommen noch mal alle wichtigen Protagonisten zu Wort und man erfährt, wie es mit ihnen weitergegangen ist bzw. weitergeht. Besonders gefreut habe ich mich über das Wiederlesen mit Sir Tyrone und der Juwelendiebin July Gilbert sowie Onkel Henry und seiner Ehefrau Judy.
Maxim Wahl erzählt von Violets extrem spannenden Kampf um das Hotel, in das ein verrücktes Handwerkerteam involviert ist, bei dem man sich nie sicher ist, ob es wirklich für oder gegen Violet arbeitet, und ihrer berührenden Freundschaft zu Greta, die ihr zur Freundin und Ratgeberin in Geschäfts- und Liebesdingen wird. Ein rundum gelungenes Buch, das wieder ausgezeichnete Unterhaltung bietet.
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