Erscheinungsdatum: 22.10.2024
Herausgeber: S.Fischer
Buchlänge: 560 Seiten
ISBN: 9783103976823
Genre: Autobiografie/ Sachbuch
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Mit der Machtübernahme von Wladimir Putin hat Russland einen demokratischen Rückschritt erlebt und ist zur autoritären Diktatur geworden.
Jeder der anders denkt, dies öffentlich ausspricht und sich dem politischen Herrscher entgegenstellt, wird mit Gewalt bekämpft.
Der führende Oppositionspolitiker Alexej Nawalny war einer der Andersdenkenden. Sein Martyrium ging um die Welt.
Erinnern wir uns zunächst an das Jahr 2020, als Alexej nur knapp einen Giftanschlag durch den russischen Geheimdienst überlebte. Er kam zur Behandlung nach Deutschland, kehrte jedoch im Februar 2021 nach Russland zurück. Damals habe ich mich gefragt, warum geht dieser Mann freiwillig in die Höhle des Löwen zurück? Heute kenne ich die Antwort: Er war ein Patriot, der schlussendlich für seinen Aktivismus im Februar 2024 im Strafgefangenenlager Charp sterben musste.
Kurz nach dem Giftanschlag beginnt der Kremlkritiker mit dem Schreiben seiner Autobiografie. Diese beginnt mit einer kurzen Aufarbeitung der Ereignisse von 2020. Der mitreißende, bisweilen ironisch-witziger Schreibstil gefällt mir sehr.
„Aus Rücksicht auf die Koventionen der Detektivgeschichte werde ich versuchen, was an jenem Tag geschah, so genau wie möglich zu schildern - nach dem altehrwürdigen Prinzip, dass selbst das winzigste Detail den Schlüssel zur Lösung des Rätsels liefern könnte…“
„…Ich hätte meinen Tee eleganter trinken sollen, denn drei Tische entfernt sitzt ein Typ, der heimlich ein Video aufnimmt…“ (Zitate aus „Patriot“)
Gefesselt fliege ich durch die Seiten. Es fällt schwer, das Buch zwischendurch aus den Händen zu legen.
Im zweiten Teil des Buches berichtet der Autor über seine Jugend in der UdSSR, über seine Familie und die Ausbildung, während es im dritten Teil um sein politisches Wirken geht. Vehement kämpft er für mehr Demokratie in Russland, tritt zur Oberbürgermeisterwahl in Moskau an, kandidiert bei der Präsidentschaftswahl und prangert unermüdlich die Korruption in seinem Land an. In jeder Zeile spürt man seine Liebe und Leidenschaft für Russland.
Für mich ist der vierte Teil des Buches die größte Herausforderung, denn hier schildert Alexej sein Leben im Gefängnis. Ich bewundere diesen sympathischen Mann für seine Ehrlichkeit, seinen unbeugsamen Willen und seinen Wagemut. Er steht für seine Ideale ein, ist bereit, sogar sein Leben dafür zu lassen. Mitunter sind die Schilderungen für mich nur schwer zu ertragen. Ich frage mich immer wieder, warum ein Mensch so hart bestraft werden muss, nur weil er seine Meinung äußert? Plötzlich wird mir bewusst, was ich für ein Glück ich habe, in einem demokratischen Land zu leben.
Alexej Nawalny sagt folgendes: „…dass das Buch, falls sie mich endgültig erledigen sollten, mein Denkmal sein wird…., dass meine Familie, wiederum, falls sie mich erledigen sollten, den Vorschuss und die Tantiemen erhalten wird, die wie ich hoffe, eingehen werden. Mal ehrlich, wenn ein hinterhältiger Mordanschlag mit einer chemischen Waffe, gefolgt von einem tragischen Abgang im Gefängnis nicht ein Buch pushen kann, wüsste ich nicht, was sonst…“ (Auszug aus "Patriot)
„Patriot“ ist das zutiefst bewegende und fesselnd geschriebene Vermächtnis des Alexej Nawalny an die Welt, das nachdenklich stimmt und lange im Gedächtnis bleiben wird.
Lesen Sie die Autobiografie dieses mutigen und aufrichtigen Mannes. Sollten Sie anschließend genauso beeindruckt sein, empfehlen Sie dieses Buch weiter.
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