Berührender Geschichtsunterricht
„WENN DICH DER FALSCHE bittet, das Richtige zu tun, würdest du es tun?“ (S. 436)
Die Tamilin Sashi lebt mit ihrer Familie in einem Dorf, das zu Jaffna auf Sri Lanka gehört. 1981 ist sie 16 und setzt alles daran, Ärztin zu werden, um ihrem Großvater und ihrem ältesten Bruder nachzueifern. Darauf ist ihr ganzes Leben ausgerichtet, dafür lernt sie fast ohne Pause. Als sie sich beim Teekochen eine schwere Verbrennung zuzieht, leistet K erste Hilfe, ein Junge aus der Nachbarschaft. Zwischen ihnen entwickeln sich zarte Bande, aber bevor mehr daraus werden kann, bricht der Bürgerkrieg aus, der 26 Jahre andauern wird.
V. V. Ganeshananthan hat es mir mit der Lektüre nicht leicht gemacht. Sie schreibt ungeschönt vom Grauen des Bürgerkrieges, von Leid und Elend, den unschuldig Verletzten, Frauen und Kindern, denen Gewalt angetan wurde.
Sashis Geschichte und die ihrer Familie ist sehr berührend. Sie gehören einer ethnischen Minderheit an, die ihre Diskriminierung nicht länger hinnehmen will. Doch während des Bürgerkrieges triftet die Familie auseinander. Zwei ihrer Brüder schließen sich den Tamil Tigers an, den Rebellen, und geben damit ihre Lebens- und Zukunftspläne auf.
Sashi schafft es trotz aller Widerstände und Schwierigkeiten, Medizin zu studieren. In ihrem ersten Studienjahr kommt K mit einem verletzten Rebellen zu ihr, den er nicht in ein Krankenhaus bringen kann. Das ist der Startschuss für Sashis Arbeit in einem geheimen Feldlazarett mitten in der Stadt. Sie sieht es als ihre Pflicht an, die Kämpfer auf diese Art und Weise zu unterstützen. Außerdem lernt sie dort mehr als im Studium. Doch damit gilt sie auch als Unterstützerin der Rebellen und ist selber in Gefahr.
K will eigentlich nicht kämpfen, schließt sich den Rebellen aber irgendwann doch an und wird zum Helden. Seinen Namen nennt Sashi auch 30 Jahre später nicht, um seine Identität weiterhin zu schützen.
Obwohl Sashis Geschichte bewegend ist, liest sich das Buch über lange Strecken leider eher wie ein Geschichtslehrbuch mit vielen historischen Fakten, als wie ein Roman. Das Persönliche steht hinter dem großen Ganzen zurück, einzig Sashis Ausbildung und die Beziehung zu K bilden eine Ausnahme. Zum Ende hin wird es immer mehr zum Tagebuch.
Außerdem fehlt (mir) ein Glossar bzw. Übersetzungen für diverse Wörter und eine Erklärung für die unterschiedlichen Bezeichnungen der Personen. Neben ihren Vornamen werden sie mit Spitznamen, verschiedenen Verwandtschaftsverhältnissen oder Ehrenbezeichnungen angesprochen. Ich bin irgendwann nicht mehr mitgekommen, wer jetzt eigentlich gemeint ist, und habe das Googeln aufgegeben.
„Der brennende Garten“ ist ein wichtiges und bewegendes Buch über den tamilischen Bürgerkrieg, das mich allerdings mit seinen vielen Fakten und Fremdwörtern oft überfordert hat.
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