„Eigentlich ist es nicht schwer, ein Teenager zu sein. Einatmen. Ausatmen. Den Rest erledigt das Leben.“ (S. 5) denkt Fiene kurz vor ihrem 16. Geburtstag. Aber dann erfährt sie, dass ihre Mutter für 13 Monate ins Gefängnis muss, weil sie vor Jahren Fahrerflucht begangen hat. Fienes Welt bricht zusammen. Ihr Vater will unbedingt der nächste Bürgermeister werden und verschweigt bzw. beschönigt darum die Abwesenheit seiner Frau. Außerdem ist er der Meinung, dass Fine alt genug ist, um sich um ihre jüngere Schwester Paula und den Haushalt zu kümmern. Zum Glück gibt es Tante Lore, die sie auffängt und unterstützt, und Kaja und Yukka, die sie in die Feinheiten der Mountainbike-Akrobatik einweihen.
Was bedeutet es für eine Familie, wenn eine Mutter ins Gefängnis muss? Schweigt man das Thema tot oder geht man offensiv damit um? Fienes Vater entscheidet sich für eine Lüge, denn er möchte der nächste Bürgermeister werden. Ist das überhaupt möglich? Schnell wird klar, dass der Gefängnisaufenthalt der Mutter für die Familie zur Zerreißprobe wird.
Der Konflikt des Romans ist interessant. Mit ihrem flüssige Schreibstil macht es uns die Autorin leicht, in die Geschichte hineinzufinden.
Fiene wirkt in ihrer Charakterdarstellung wie einerseits wie eine Erwachsene, andererseits stürzt sie sich mit einem kindlichen Übermut in die Mountainbike-Akrobatik. Sie bewundert ihre neuen Freunde Kaja und Yukka, bis Fiene Yukkas Handicap entdeckt.
Etwas irritierend sind die Zeitsprünge in der Handlung. Als Leser verliert man leicht das Gefühl dafür, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist. Eine Zeitangabe zu Beginn der Kapitel hätte hier für mehr Orientierung sorgen können. Das Buch setzt offenbar kurz vor Fines Geburtstag ein, doch schon bald überschlagen sich die Ereignisse, sodass es schwierig wird, den zeitlichen Ablauf nachzuvollziehen.
Leider schien uns auch die Sprache nicht alterstypisch. So drücken sich unserer Meinung nach Teenager heutzutage nicht aus. Damit dürfte dieser Jugendroman wohl eher Erwachsene ansprechen.
Fazit: "Mein Jahr hat dreizehn Monate" von Vera Gercke ist eine berührende Geschichte über das Erwachsenwerden im Ausnahmezustand, auch wenn sie sprachlich und erzählerisch nicht immer ganz stimmig ist.

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