Dani trifft dieses Wochenende Stefan Gemmel bei einer Lesung und lässt bei dieser Gelegenheit ein Buch signieren. Vorab durfte sie ihn schon interviewen - hier seine Antworten:
Welches Buch war Dein Erstlingswerk?
Ein Bilderbuch: „Der Rabe in der Arche“, 1993 im Verlag Butzon & Bercker erschienen.
Wie viele Bücher hast Du bisher veröffentlicht?
Gerade wurde das 33. Buch herausgegeben.
In welchen Genres schreibst Du überwiegend?
Ich schreibe ausschließlich für Kinder und für Jugendliche, weil ich sehr gern mit dieser Altersgruppe zu tun habe. Ich liebe den Austausch mit den Schülern, wenn wir in Lesungen oder gerade in Schreibwerkstätten miteinander zu tun haben.
Vom Bilderbuch für 3jährige bis zum Jugendbuch schreibe ich alles Mögliche: Witziges, Gruseliges, Besinnliches, …
Wie bist Du auf die Idee mit dem Leserekord gekommen?
Während meiner Lesungen gebe ich den Schülern gegenüber immer wieder zu, dass ich als Kind keine Leseratte war. Im Gegenteil. Ich hatte mich sehr für Sport interessiert, aber nicht für Bücher. Mein Lieblingssport damals war Schwimmen. Ich hatte auch täglich trainiert und so gelang mir in der 6. Klasse der Schul-Rekord im 100 Meter Freistil. Als ich das einmal in einer Schule erzählte, merkte ich, wie gerade die sportbegeisterten Kinder sich dafür interessierten. Und auf dem Nachhauseweg habe ich überlegt, ob es nicht möglich ist, beides miteinander zu verbinden – den Sport und das Lesen. So kam ich auf die Idee des Lese-Weltrekords.
Und natürlich
gleich die Standardfragen:
Wie bist Du zum
Schreiben gekommen?
Das war als Kind nicht etwa
mein Traumberuf, wie viele Leute meinen. Im Gegenteil. Wie schon erwähnt, hatte
ich mir in Kindheitstagen aus Büchern nie viel gemacht. Ich hatte kaum gelesen.
Das hat sich erst geändert,
als ich ins 7. Schuljahr kam und wir eine neue Deutschlehrerin bekamen: Frau
Stadtfeld. Sie hatte wohl erkannt, dass ich gut mit Sprache umgehen konnte und
sie hatte mir immer Bücher mitgebracht, die ich erst zögernd, dann allerdings
mit wachsender Begeisterung las. Schließlich las ich immer mehr. Alles, was
Seiten hatte und mir in die Finger fiel, wurde durchgelesen.
Irgendwann fragte ich mich,
ob ich das wohl auch könnte, solche Geschichten zu schreiben und ich probierte
es einfach aus. Ich schrieb nachts heimlich Geschichten. Geschichten, die ich
dann verschenkte. An Freunde, die Geburtstag hatten oder denen ich sonst eine
Freude bereiten wollte. Diesen Freunden gefiel, was ich so schrieb und sie
rieten mir immer wieder, meine Geschichten doch mal an Verlage zu schicken.
Erst traute ich mich nicht, doch als ich dann eine Geschichte geschrieben
hatte, die mir selbst sehr gut gefallen hat, da nahm ich all meinen Mut
zusammen und stellte mich damit einem Verlag vor.
Woher nimmst Du die Ideen für das Buch/die Bücher?
Einige meiner Bücher sind durch Situationen entstanden, die ich erlebt habe (zum Beispiel habe ich mal einem genusssüchtigen Menschen beim Essen zusehen müssen und daraus ist das Buch „Der Fresskönig“ entstanden) oder aber durch Gespräche, die mich berührt haben (Der Band „Freundschaft schwarz auf weiß“ war solch ein Buch). Bei Büchern wie dem „Schattengreifer“ oder „Sichelmond“ ist es aber auch schon mal so, dass ich mir eine irrwitzige Ausgangssituation für meinen Protagonisten ausdenke und dann selbst gespannt bin, wie er jetzt damit umgeht. Dann schreibe ich quasi „meinen Figuren hinterher“ und es entsteht ein Sog, aus dem ich nicht mehr ausbrechen mag.
Wie lange brauchst Du
für ein Buch?
Das ist ganz unterschiedlich
und hängt von dem jeweiligen Buchprojekt ab.
Die Bilderbücher mit den
einfachen Geschichten, die ich mir so ausdenke, sind meist sehr schnell
geschrieben. Da kam es schon häufiger vor, dass ich nach einem oder zwei Tagen
das fertige Manuskript in Händen hielt.
Die Jugendbücher von 100
oder mehr Seiten sind natürlich nicht so schnell zu schreiben. Diese Bücher
müssen vorbereitet werden. Dieser Vorbereitungsprozess, in dem ich die Personen
und die Handlung genauestens entwerfe und in dem ich mir evtl. neues Wissen
aneignen muss, braucht die meiste Zeit. Bei einem Jugendbuch kann diese Arbeit
mehrere Wochen oder sogar ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen, bevor es mit dem
eigentlichen Schreiben los geht. Dieses Schreiben allerdings geht dann leicht
und schnell von der Hand. Eben, weil ich das ganze Projekt bereits durchdacht
und konzipiert habe.
Zuallererst bekommt sie meine Frau zu lesen. Wir sind schon über 25 Jahre zusammen und ich vertraue sehr auf ihr Urteil. Tatsächlich ist es sogar so, dass ich ganze Buchprojekte verwerfe, wenn sie meiner Frau nicht gefallen.
Als nächstes lesen meine Töchter die Manuskripte. Und erst dann, wenn ich nach diesen drei Urteilen die Texte überarbeitet habe, reiche ich sie an Testleser weiter. Diese variieren immer wieder einmal. Mal sind es Freunde, mal sind es Jugendliche, mit denen ich gemeinsam schreibe, mal sind es Schüler, die mir während meiner Lesungen als besonders pfiffig und lesefreudig erscheinen …
An welchem Projekt/Buch arbeitest Du aktuell?
Derzeit arbeite ich an drei Projekten gleichzeitig. Das hat sich durch terminliche Verschiebungen so ergeben. Klingt vielleicht kompliziert, ist es aber nicht, denn alle drei Projekte befinden sich in verschiedenen Phasen, so dass ich überhaupt keine Probleme habe, im Kopf umzuschalten.
So entwickle ich gerade eine Erstlesereihe für den Carlsen Verlag, während ich den dritten Band zur „Zauberkugel“-Reihe schreibe und gleichzeitig an dem Lektorat zu einem Jugendbuch sitze, das im kommenden Frühjahr bei Arena erscheint und für das ich Leserunden in Jugendgefängnissen durchführen werde. Denn das Thema ist jugendliche Gewalt und ich möchte – vor Druckbeginn des Buches – mich mit betroffenen Jugendlichen austauschen, wie sie mein Buch empfinden.
Was machst Du, wenn Du nicht gerade ein Buch schreibst?
Außerhalb meiner Schreiberei verbringe ich die Zeit am liebsten mit der Familie. Geocaching, Bobby-Car-Rennen, Stadtausflüge, Radtouren, Gesellschaftsspiele, gemeinsames Kochen … Uns verbinden sehr viele Interessen und so genieße ich jeden Moment mit meiner Familie.
Hast Du eine Sammelleidenschaft? Wenn ja, welche?
Als Geocacher sammle ich natürlich Cacher-Punkte. Ansonsten interessiere ich mich sehr für Kugelschreiber, habe auch schon verschiedene Stifte, zu denen ich jeweils eine eigene Geschichte erzählen könnte.
Treibst du Sport?
Ja, sehr gern sogar. Zunächst Laufen und Radfahren, aber auch nach wie vor Schwimmen. Das ist ein Hobby, das ich auch unterwegs ausüben kann, auf Lesereisen oder so.
Hast Du eigene Tiere? Wenn ja, welche?
Ich selbst habe zwei Schlangen, die „Schnürsenkel“ und „Doppelknoten“ heißen. Und seit kurzer Zeit haben wir auch Degus für die Kinder ins Haus geholt. Sehr witzige Tiere!
Was würdest Du machen, wenn Du 1 Mio € auf dem Konto hättest? Würdest Du Dein Leben ändern?
Es gibt eine Freundschaft zwischen einer Schule in Mali und meiner Familie. Wir haben schon einmal darüber gesprochen, dass wir im Falle einer Million einen Großteil dorthin geben würden, um das ganze Dorf zu versorgen. Wir selbst würden so viel behalten, dass wir ein paar Sorgen weniger hätten.
Wie würden Dich Deine Freunde beschreiben?
Hmmm … verbaler Wasserfall vielleicht.
Wie würden Dich Deine Feinde beschreiben?
Nervensäge, der viel zu oft ins Fettnäpfchen tritt, weil er zu schnell Antworten gibt (seufz).
Trinkst Du lieber Kaffee oder Tee?
Morgens Kaffee, mittags und abends lieber Tee.
Hast Du einen Lieblingsort und verrätst Du ihn uns auch?
Ganz klar: Mein Arbeitszimmer. Das ist meine „Höhle“, mein Seelen-Ort, den ich mir so eingerichtet habe, dass ich mich dort rundum wohl fühle.
Da wir ein Buchblog sind, interessieren uns natürlich auch Deine Lesegewohnheiten!
Erinnerst Du Dich an Dein erstes selbst gelesenes Buch? Wenn ja, welches Buch war es?
Natürlich erinnere ich mich daran. Und wie. Frau Stadtfeld brachte mir „Die Schatzinsel“ mit in die Schule und ich weiß heute noch, wie mich Jim Hawkins und Long John Silver begeistert hatten.
Welches Buch hast Du als letztes gelesen und welches Buch liest Du aktuell?
Ich lese grundsätzlich keine Kinder- oder Jugendbücher, weil ich Angst habe, dass mein eigenes Schreiben davon beeinflusst werden könnte.
Wahnsinnig gern lese ich George Simenon. Von ihm habe ich schon über 80 Bücher verschlungen. Gerade neulich wieder eines.
Welches Buch hat Dich bisher am meisten beeindruckt oder beeinflußt und warum?
„Das Parfum“ und „Krabat“ haben mich regelrecht geprägt. Die Erzähldichte und die sauber gezeichneten Figuren darin nehme ich heute noch als Vorbilder für mein eigenes Schreiben.
Verrätst Du uns Dein Lebensmotto?
Der größte Luxus im Leben ist es, morgens aufzuwachen und sich riesig auf den Tag zu freuen.
Und zum Abschluß:
Welche Frage wolltest Du schon immer mal gestellt bekommen?
Ich wollte schon immer einmal die Frage gestellt bekommen, welche Frage ich wohl einmal gestellt bekommen wollte – aber, ups: Das ist ja gerade passiert … Hihi …
„Und was machst du mit dem ganzen Preisgeld?“
Neben all den vielen netten Glückwünschen zum „Martha-Saalfeld-Förderpreis“ ist dies die meistgestellte Frage: Was mit dem Geld passiert.
Tatsächlich möchte ich davon eine ganz besondere Lesereise finanzieren.
Eine Lektorats-Runde der ganz besonderen Art sozusagen.
Und wer wissen will, was das heißt, hört schnell mal in das Radio-Interview des SWR hinein.
Gibt es eine Figur aus Deinen Büchern, mit der Du Dich liebend gerne mal auf einen Kaffee zusammensetzen würdest?
Ja: Sahli aus der „Zauberkugel“-Reihe. Ihm würde ich bei einer Tasse Kaffee gern lauschen, wenn er von seiner arabischen Heimat berichtet, hunderte Jahre, bevor es uns gab …
Um "Im Zeichen der Zauberkugel: Der Fluch des Skorpions" zu gewinnen, müsst ihr uns bis zum 18.11. um 23.59 Uhr folgende Frage als Kommentar unter diesem Post oder auf Facebook beantworten: Angenommen, ihr würdet auch einen hochdotierten Preis gewinnen - was würdet ihr mit dem ganzen Preisgeld machen?
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