Mittwoch, 3. April 2019

Blogtour "Der Fall des lachenden Kranichs"

 Interview mit Sophie Oliver

 
Liebe Sophie, nachdem wir in den ersten beiden Tagen der Blogtour bereits Deinen neuen viktorianischen Krimi „Der Fall des lachen Kranichs“ kennenlernen durften und etwas über die Rolle der Frau damals und heute erfahren haben, habe ich die Ehre und darf Dir einige Fragen über Dich und die Herren vom Sebastian Club stellen...

 
Mit welchen 5 Worten würdest Du Dich beschreiben?
Optimistisch, diszipliniert, wissbegierig, weltoffen, glücklich

Wie bist Du auf die Idee gekommen, viktorianische Krimis zu schreiben? 
 
Ich interessiere mich schon immer für Historisches, mag Großbritannien sehr und lese selbst gerne Krimis. Und nachdem ich eine Sherlock Holmes Novelle verfasst hatte, habe ich gemerkt, dass es mir großen Spaß machen würde, einen viktorianischen Krimi zu schreiben. Allerdings wollte ich keine rein männlichen Ermittler, die für diese Zeit typisch sind, sondern mir war es wichtig, eine starke weibliche Protagonistin zu entwickeln. Das war die Geburt von Freddie.

Der neue Fall für Freddie und die Herren vom Sebastian Club führt die Ermittler ja auch in die Kolonie nach Hongkong. Gibt es viele Berichte aus der Kolonialzeit, die Du für Deine Recherchen nutzen konntest, oder bist Du womöglich schon einmal vor Ort gewesen?
 
Leider war ich noch nie in Hongkong, aber es steht auf meiner Wunschreiseliste.
Bei der Recherche habe ich viele Berichte aus der Zeit gelesen und mir ist aufgefallen, wie stark die Ansichten über das koloniale Hongkong vom Verfasser abhängen. Es gibt große Unterschiede zwischen den Berichten der Kolonialherren und denen von nicht britenfreundlichen Schreibern. Gerade was den Ausbruch der Pest betrifft und wie damit umgegangen wurde. 
Für mich sehr interessant waren Artikel und Bücher über Pidgin-English, besonders die einzelnen Redewendungen und ihre Herleitungen.


Freddie schafft es ja überaus überzeugend, in die Rolle eines jungen Mannes zu schlüpfen, um ermitteln zu können. Bist Du bei Deinen Recherchen auf historische Persönlichkeiten gestoßen, denen Ähnliches gelungen ist?
Es finden sich WESENTLICH mehr Fotos von Männern in Frauenkleidern aus dem viktorianischen Zeitalter als andersrum. ;-) Auch einige handfeste cross-dressing Skandale gab es sowie als Damen verkleidete männliche Prostituierte - selbstverständlich alles illegal.
Während Männer in Frauenkleidern meist ihre sexuellen Neigungen auslebten, gab es für Frauen in Männerkleider zahlreichere Gründe.
Zum Beispiel wirtschaftliche – einen Männerberuf mit Männerbezahlung auszuüben. Oder in den Militärdienst eintreten zu können.
Es gibt sogar einen belegten historischen Fall, in dem eine Frau namens Flora Sandes als Mann verkleidet im Ersten Weltkrieg kämpfte. Auch um zur See fahren zu können musste man männlich sein – oder sich verkleiden, wie zum Beispiel Jane Townshend, die auf der Defiance in der Schlacht von Trafalgar dabei war. Als Königin Viktoria beschloss, die Teilnehmer der Schlacht im Nachhinein auszuzeichnen, meldete sich auch diese Damen für einen Orden an. Ob sie ihn wohl bekommen hat?
Es gab sie also tatsächlich, Frauen, die in Männerkleider schlüpften, um Dinge zu tun, die Männern damals vorbehalten waren, daher ist Freddies Verkleidungsaktion nicht so schräg, wie es anfangs scheinen mag.

Stell Dir vor "Der Fall des lachenden Kranichs“ wird verfilmt. Wenn Du Dir frei aussuchen dürftest, welche Schauspieler in die Rollen Deiner Hauptfiguren schlüpfen, hast Du direkt den ein oder anderen vor Augen? Wen?
Für meine Protagonisten habe ich meistens konkrete Personen vor Augen, nicht nur wegen des Aussehens, sondern auch wegen der Stimme und wie sie gehen und sich bewegen. Manchmal sind es Leute die ich kenne, manchmal Schauspieler.
In diesem Fall wären das zum Beispiel für Lord Philip Tom Hiddleston, für Professor Brown Nathaniel Parker, für Crispin Fox Toby Regbo, und für Freddie Carey Mulligan.

Mit welchem Charakter aus Deinen Büchern würdest Du Dich gerne mal auf einen Kaffee (Tee, Wein…) treffen?
Sehr gerne mit Annabel Arnholtz. Sie ist ein facettenreicher Charakter mit geheimnisvoller Vergangenheit und hätte bestimmt viel zu erzählen. Ich hoffe sehr, dass sie und Lord Philip sich bald näher kommen. Er findet sie jedenfalls faszinierend und sie ihn eigentlich auch. Wenn nur die gesellschaftlichen Barrieren nicht wären. Auch darüber hätte Annabel bei einem Kaffeeplausch sicher einiges zu sagen.

Kannst Du Dir vorstellen mal gemeinsam mit einem anderen Autor ein Buch zu schreiben?
Grundsätzlich ja. Das wäre sicher eine interessante Erfahrung.

Erinnerst Du Dich an Dein Lieblingsbuch als Kind?
Die Ilias und Odyssee. Als ich noch nicht lesen konnte, wollte ich die Geschichten um Odysseus und Co jeden Abend vorgelesen oder erzählt bekommen und später haben mir meine Eltern eine Kinderausgabe zum Selberlesen geschenkt. Die habe ich heute noch. Ist vielfach mit Tesa geklebt.

Zum Abschluß:
Was ist…

… Dein Lieblingsessen? Kartoffelsalat, aber nur der mit Essig/Öl
… Deine Lieblingsstadt? Edinburgh
… Deine Lieblingsblume/-pflanze? Lieblingsblume: alle, von Gänseblümchen bis Rose. Lieblingspflanze: als überzeugter »Pflanzenfresser« alles Essbare aus dem eigenen Garten

Vielen Dank, liebe Sophie, dass Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast.
Ich danke dir ganz herzlich, es hat großen Spaß gemacht.

Morgen macht die Blogtour bei Stephie von https://happybooktime.de Halt und
und am Freitag geht es zu Katharina von http://lesendesfedervieh.blogspot.com.

 





4 Kommentare:

Steffi hat gesagt…

Hallo liebe Meike,
das Interview ist super und es hat Spaß gemacht die Antworten von Sophie zu lesen. Richtig sympathisch :-)

Liebe Grüße
Steffi von Happy Booktime

Meike Jashrin hat gesagt…

Nachdem Karin heute per Mail fragte, wie Sophie Oliver eigentlich zum Schreiben kam, habe ich die Frage gleich weitergeleitet. Hier kommt die Antwort:

"Also, ich denke mir schon immer Geschichten aus und als ich schreiben gelernt habe, also im Grundschulalter, habe ich zusammen mit meiner Schwester kleine Geschichten mit Bildern gemacht. Diese Bücher haben wir dann unseren Eltern "verkauft".
Als Teenager habe ich für mich im stillen Kämmerlein Kurzgeschichten geschrieben.
Ans Veröffentlichen habe ich mich sehr lange nicht herangewagt. 2015 erschien mein erster Roman und seitdem schreibe ich dauernd und sehr viel und habe nach wie vor großen Spaß daran."

Meike Jashrin hat gesagt…

Dankeschön, liebe Steffi. Mir hat es auch viel Spaß gemacht.
Liebe Grüße zurück :-)

Lesendes Federvieh hat gesagt…

Hallo liebe Meike,

das ist ein ganz toller Beitrag geworden! Dank der guten Fragenmischung bekommt man einen Eindruck von der interessanten und überaus sympathischen Person hinter der Geschichte. Besonders die historischen Aspekte finde ich richtig spannend, da würde ich gerne gleich noch mehr darüber lesen. :)

Ganz liebe Grüße aus Venedig,
Kathi