Interview mit Sophie Oliver
Liebe Sophie, nachdem wir in den ersten beiden Tagen der Blogtour bereits Deinen neuen viktorianischen Krimi „Der Fall des lachen Kranichs“ kennenlernen durften und etwas über die Rolle der Frau damals und heute erfahren haben, habe ich die Ehre und darf Dir einige Fragen über Dich und die Herren vom Sebastian Club stellen...
Mit welchen 5 Worten würdest Du Dich
beschreiben?
Optimistisch, diszipliniert,
wissbegierig, weltoffen, glücklich
Ich interessiere mich schon immer für Historisches, mag Großbritannien sehr und lese selbst gerne Krimis. Und nachdem ich eine Sherlock Holmes Novelle verfasst hatte, habe ich gemerkt, dass es mir großen Spaß machen würde, einen viktorianischen Krimi zu schreiben. Allerdings wollte ich keine rein männlichen Ermittler, die für diese Zeit typisch sind, sondern mir war es wichtig, eine starke weibliche Protagonistin zu entwickeln. Das war die Geburt von Freddie.
Der neue Fall für Freddie und die Herren
vom Sebastian Club führt die Ermittler ja auch in die Kolonie nach Hongkong.
Gibt es viele Berichte aus der Kolonialzeit, die Du für Deine Recherchen nutzen
konntest, oder bist Du womöglich schon einmal vor Ort gewesen?
Leider war ich noch nie in Hongkong,
aber es steht auf meiner Wunschreiseliste.
Bei der Recherche habe ich viele
Berichte aus der Zeit gelesen und mir ist aufgefallen, wie stark die Ansichten
über das koloniale Hongkong vom Verfasser abhängen. Es gibt große Unterschiede
zwischen den Berichten der Kolonialherren und denen von nicht
britenfreundlichen Schreibern. Gerade was den Ausbruch der Pest betrifft und
wie damit umgegangen wurde.
Für mich sehr interessant waren Artikel
und Bücher über Pidgin-English, besonders die einzelnen Redewendungen und ihre
Herleitungen.
Freddie schafft es ja überaus überzeugend, in die Rolle eines jungen Mannes zu schlüpfen, um ermitteln zu können. Bist Du bei Deinen Recherchen auf historische Persönlichkeiten gestoßen, denen Ähnliches gelungen ist?
Es finden sich WESENTLICH mehr Fotos von
Männern in Frauenkleidern aus dem viktorianischen Zeitalter als andersrum. ;-)
Auch einige handfeste cross-dressing Skandale gab es sowie als Damen
verkleidete männliche Prostituierte - selbstverständlich alles illegal.
Während Männer in Frauenkleidern meist
ihre sexuellen Neigungen auslebten, gab es für Frauen in Männerkleider
zahlreichere Gründe.
Zum Beispiel wirtschaftliche – einen
Männerberuf mit Männerbezahlung auszuüben. Oder in den Militärdienst eintreten
zu können.
Es gibt sogar einen belegten
historischen Fall, in dem eine Frau namens Flora Sandes als Mann verkleidet im
Ersten Weltkrieg kämpfte. Auch um zur See fahren zu können musste man männlich
sein – oder sich verkleiden, wie zum Beispiel Jane Townshend, die auf der
Defiance in der Schlacht von Trafalgar dabei war. Als Königin Viktoria
beschloss, die Teilnehmer der Schlacht im Nachhinein auszuzeichnen, meldete
sich auch diese Damen für einen Orden an. Ob sie ihn wohl bekommen hat?
Es gab sie also tatsächlich, Frauen, die
in Männerkleider schlüpften, um Dinge zu tun, die Männern damals vorbehalten
waren, daher ist Freddies Verkleidungsaktion nicht so schräg, wie es anfangs
scheinen mag.
Stell Dir vor "Der Fall des
lachenden Kranichs“ wird verfilmt. Wenn Du Dir frei aussuchen dürftest, welche
Schauspieler in die Rollen Deiner Hauptfiguren schlüpfen, hast Du direkt den
ein oder anderen vor Augen? Wen?
Für meine Protagonisten habe ich
meistens konkrete Personen vor Augen, nicht nur wegen des Aussehens, sondern
auch wegen der Stimme und wie sie gehen und sich bewegen. Manchmal sind es
Leute die ich kenne, manchmal Schauspieler.
In diesem Fall wären das zum Beispiel
für Lord Philip Tom Hiddleston, für Professor Brown Nathaniel Parker, für
Crispin Fox Toby Regbo, und für Freddie Carey Mulligan.
Mit welchem Charakter aus Deinen Büchern
würdest Du Dich gerne mal auf einen Kaffee (Tee, Wein…) treffen?
Sehr gerne mit Annabel Arnholtz. Sie ist
ein facettenreicher Charakter mit geheimnisvoller Vergangenheit und hätte
bestimmt viel zu erzählen. Ich hoffe sehr, dass sie und Lord Philip sich bald
näher kommen. Er findet sie jedenfalls faszinierend und sie ihn eigentlich
auch. Wenn nur die gesellschaftlichen Barrieren nicht wären. Auch darüber hätte
Annabel bei einem Kaffeeplausch sicher einiges zu sagen.
Grundsätzlich ja. Das wäre sicher eine
interessante Erfahrung.
Erinnerst Du Dich an Dein Lieblingsbuch
als Kind?
Die Ilias und Odyssee. Als ich noch
nicht lesen konnte, wollte ich die Geschichten um Odysseus und Co jeden Abend
vorgelesen oder erzählt bekommen und später haben mir meine Eltern eine
Kinderausgabe zum Selberlesen geschenkt. Die habe ich heute noch. Ist vielfach
mit Tesa geklebt.
Zum Abschluß:
Was ist…
… Dein Lieblingsessen? Kartoffelsalat,
aber nur der mit Essig/Öl
… Deine Lieblingsstadt? Edinburgh
… Deine Lieblingsblume/-pflanze?
Lieblingsblume: alle, von Gänseblümchen bis Rose. Lieblingspflanze: als überzeugter
»Pflanzenfresser« alles Essbare aus dem eigenen Garten
Vielen Dank, liebe Sophie, dass Du Dir
die Zeit für das Interview genommen hast.
Ich danke dir ganz herzlich, es hat
großen Spaß gemacht.
Morgen macht die Blogtour bei Stephie von https://happybooktime.de Halt und
und am Freitag geht es zu Katharina von http://lesendesfedervieh.blogspot.com.
4 Kommentare:
Hallo liebe Meike,
das Interview ist super und es hat Spaß gemacht die Antworten von Sophie zu lesen. Richtig sympathisch :-)
Liebe Grüße
Steffi von Happy Booktime
Nachdem Karin heute per Mail fragte, wie Sophie Oliver eigentlich zum Schreiben kam, habe ich die Frage gleich weitergeleitet. Hier kommt die Antwort:
"Also, ich denke mir schon immer Geschichten aus und als ich schreiben gelernt habe, also im Grundschulalter, habe ich zusammen mit meiner Schwester kleine Geschichten mit Bildern gemacht. Diese Bücher haben wir dann unseren Eltern "verkauft".
Als Teenager habe ich für mich im stillen Kämmerlein Kurzgeschichten geschrieben.
Ans Veröffentlichen habe ich mich sehr lange nicht herangewagt. 2015 erschien mein erster Roman und seitdem schreibe ich dauernd und sehr viel und habe nach wie vor großen Spaß daran."
Dankeschön, liebe Steffi. Mir hat es auch viel Spaß gemacht.
Liebe Grüße zurück :-)
Hallo liebe Meike,
das ist ein ganz toller Beitrag geworden! Dank der guten Fragenmischung bekommt man einen Eindruck von der interessanten und überaus sympathischen Person hinter der Geschichte. Besonders die historischen Aspekte finde ich richtig spannend, da würde ich gerne gleich noch mehr darüber lesen. :)
Ganz liebe Grüße aus Venedig,
Kathi
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