ISBN : 9783471351789
Fester Einband : 496 Seiten
Verlag : List Verlag
Erscheinungsdatum : 02.05.2019
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG): Vorab
Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung.
Die Seiten der Macht
„Die Zarin und der Philosoph“
beginnt 50 Jahre später genau so abenteuerlich, wie „Die Stadt des Zaren“
endete. Katharina nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand. Ihre Getreuen haben
ihren labilen Mann Peter II. beseitigt, jetzt ist sie die alleinige Herrscherin.
Ihr Sohn Paul ist (zum Glück noch) zu jung, um die Nachfolge selbst anzutreten.
Ihr Credo ist: „Die Kunst besteht darin, die Schwächen der anderen zu kennen und sich
entsprechend zu verhalten, um entweder keinen Ärger zu bekommen oder sich einen
Vorteil zu verschaffen.“ (S. 36)
Parallel dazu bringt der
Eremit Emilio sein Findelkind Sonja zu Katharina, die ihm noch einen Gefallen
schuldet. Sonja ist ungefähr 5 Jahre alt und extrem intelligent. Katharina ist
sofort von ihr fasziniert und fördert sie über viele Jahre, hofft, dass aus Sonja
mal ihre engste Beraterin wird. Doch die kann dem Leben am Hof nichts
abgewinnen, macht Katharina Vorwürfe und prangert die Unterschiede zwischen arm
und reich immer wieder an. „Sie ist eine Despotin durch und durch im
Deckmantel der Gönnerin.“ (S. 413)
Außerdem wird der deutsche
Philosoph Stephan Mervier von König Friedrich von Preußen an Katharinas Hof
schickt, um sie auszuspionieren. Stephans anfängliche Begeisterung für
Katharina lässt bald nach, als die anderen Mitglieder eines geheimen
philosophischen Zirkels ihm die Augen öffnen. „Was sie hier in Sankt Petersburg
sehen, hat mit der russischen Wirklichkeit nichts zu tun.“ (S. 99)
Der neue Roman von Martina
Sahler nähert sich Katharina der Große aus verschiedenen Blickwinkeln, um alle
ihre Facetten zeigen zu können. Katharina selbst hält sich für sehr modern und
fortschrittlich, schließlich führt sie kostenlose Volkschulen und Gymnasien ein und gibt neue
Gesetze in Auftrag. Sie fördert Kunst und Kultur, führt regen Briefwechsel mir berühmten
Philosophen und Herrschern, holt z.B. Deutsche an die Wolga um das Land zu
besiedeln und zu bestellen, überschüttet ihre liebsten Mitstreiter mit Titeln
und Gütern. Auf der anderen Seite herrscht sie mit harter Hand. Ihre Gegner
werden gnadenlos verfolgt und verbannt oder hingerichtet und von ihrer Macht
will sie kein Fitzelchen abgeben. Darum mussten auch ihr labiler Mann sterben
und darum hält sie ihren Sohn Paul klein – sie würde ihre Herrschaft nie
freiwillig aufgegeben. Sie bindet sich auch nicht an einen neuen Ehemann,
sondern verschleißt einen Liebhaber nach dem anderen. Ebenso sieht sie die
Leibeigenschaft als gottgegen an. Diderots Aufruf: „Im Namen der Menschheit – modernisieren
Sie Ihr Land!“ (S. 323) ist für sie natürlich ein persönlicher Affront.
Leider konnte mich der zweite
Band um die Geschichte von Sankt Petersburg nicht ganz so mitreißen wie sein
Vorgänger. Durch den großen Zeitraum von 14 Jahren, über den die Geschichte
erzählt wird, und die verschiedenen zum Teil sehr kurzen Nebenstränge ergeben
sich viele (Zeit)Sprünge und Ablenkungen, die meinen Lesefluss etwas gestört
haben. Allerdings wird dadurch aber auch ein sehr umfassendes Bild von
Katharina und den Zuständen in Russland während ihrer Regierungszeit gezeigt. Die
Geschichte ist wieder sehr gut recherchiert und wird bildreich erzählt. Ergänzt
wird sie durch eine Stadtkarte von St. Petersburg um 1765 und eine Landkarte
von Russland um 1752 jeweils vorn bzw. hinten im Buchdeckel, ein Personenverzeichnis
und eine Zeittafel für die Jahre 1725-1775.
Mein Fazit: Ein umfassendes
Werk über Katharina die Große und ihre Zeit, aber leider nicht ganz so
mitreißend wie Band 1. 3,5 von 5 Sternen
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