ISBN : 9783453360464
Flexibler Einband : 464 Seiten
Verlag : Diana
Erscheinungsdatum : 14.10.2019
Genre : Historischer RomanBuch kaufen
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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Charlotte
– eine Frau zwischen den Welten?
Marie ist
Historikerin in Stuttgart und überrascht, als sie von einem Notar nach Paris
eingeladen wird. Sie hat in Vertretung ihrer vor über 60 Jahren verstorbenen Großtante
Charlotte zusammen mit dem französischen Journalisten Nicolas eine Wohnung von
dessen Großvater Victor geerbt. Allerdings ist das Erbe an eine Bedingung
geknüpft – sie müssen ein im 2. WK verschollenes Gemälde wiederfinden und dessen
jüdische Erben. Marie will schon ablehnen, als sie auf der Suche nach einer im
Testament erwähnten Mappe in Victors Schreibtisch zwei Sonderausweise findet.
Haben er und Charlotte wirklich für die Nazis in der deutschen Botschaft gearbeitet?!
Und wenn ja, was genau haben sie dort gemacht? „Mit dem Öffnen der
Schublade hatten sie … den Geist aus der Flasche gelassen. Es gab kein Zurück.“
(S.39)
Marie bittet
ihre Oma Ferdi um Hilfe, Charlottes jüngere Halbschwester. Aber die kann oder
will sich nicht an die Ereignisse des Krieges erinnern. „Am besten lässt
man die Vergangenheit ruhen, Kind. Es kommt nichts Gutes dabei heraus.“
(S. 126) Allerdings bestätigt sie, dass Charlotte in der deutschen Botschaft in
Paris gearbeitet hat und mit Victor zusammen war.
Auch Nicolas
Vater ist strikt dagegen, dass in Victors Vergangenheit gewühlt wird und dabei
evtl. Dinge ans Licht kommen, die seinem Ruf – und damit den der Familie – schaden
würden. Vor allem, als plötzlich das Thema Raubkunst im Raum steht.
Bettina Storks erzählt die Geschichte
auf zwei Zeitebenen, so dass man als Leser bereits mehr über Charlottes und
Victors Erlebnisse weiß, als Marie und Nicolas zu dem Zeitpunkt herausgefunden
haben. Das hat es für mich besonders spannend gemacht und ich konnte mit ihnen
mitfiebern.
Als
Historikerin und Journalist sind Marie und Nicolas natürlich geradezu
prädestiniert, Nachforschungen anzustellen – hat Victor sie vielleicht gerade deswegen
ausgesucht? Ihre Suche gestaltet sich sehr schwierig, es gibt keine Spur des
verschwundenen Bildes oder von deren ehemaligen Besitzern. Außerdem fragen sie (sich)
nach Victors Beweggründen für seine Arbeit für die Deutschen. War er wirklich
ein Kollaborateur? Und welche Rolle spielte Charlotte beim Verschwinden des
Bildes? Die Suche nach dem Bild wird zur Suche nach der Wahrheit.
Es war erschreckend zu erfahren, dass es
immer noch Zeitzeugen von damals gibt, die unter Schuldgefühlen leiden und
nicht über die Ereignisse reden können oder wollen, weil es ihnen damals so
eingebläut wurde. Doch: „Wir können nichts für die Fehler, die unsere
Eltern machen ...“ (S. 434)
Andererseits gibt es aber auch Menschen,
die heute noch hunderte Daten der damals Deportierten sammeln in der Hoffnung,
wenigstens einige Schicksale aufzuklären und damit gegen das Vergessen ankämpfen.
Mit viel Gefühl beschreibt sie die
aufkeimende Liebe zwischen Charlotte und Victor in dieser schwierigen Zeit, in
der eine Beziehung zwischen einer Deutschen und einem Franzosen nicht gern
gesehen war. Beide wissen beide lange nicht, in wieweit sie dem jeweils anderen
trauen können, trotzdem lassen sie sich aufeinander ein. „Unsere Länder
befinden sich im Krieg. Die Diplomatie mag taktieren. Wir hingegen sollten
offen miteinander reden, Mademoiselle Charlotte.“ (S. 84)
Besonders imponiert hat mir Charlottes
„Erwachen“. Sie begreift schnell, dass es Unrecht ist, was die Deutschen – und
ihre Trittbrettfahrer – in Frankreich veranstalten und schämt sich für ihr Volk.
„Der Krieg erforderte Hilfsdienste an den Schwächsten und keine
Profitgeschäfte für die ohnehin Privilegierten.“ (S. 206) Charlotte
will den französischen Juden unbedingt helfen und geht dafür ein hohes Risiko
ein.
Schon mit „Das geheime Lächeln“ hatte mich Bettina Storks in ihren Bann gezogen und ins Paris
der 30er Jahre entführt. Und auch „Leas Spuren“ haben mich bewegt und bis zum sehr
emotionalen Ende gefesselt. Ich habe bis weit nach Mitternacht mit der
Taschenlampe im Bett gelesen (eigentlich lese ich nie im Bett!), weil ich
unbedingt wissen musste, wie es ausgeht. Die historischen Hintergründe sind
wieder hervorragend recherchiert und reale Begebenheiten perfekt in die fiktionale
Handlung eingebunden. Paris ist und bleibt einer meiner liebsten Schauplätze
und bildet den stimmungsvollen Rahmen für diese großartige Geschichte.
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