Dienstag, 16. August 2022

Fischers Frau

Zähe Handlung verknüpft mit gewöhnungsbedürftigen Stil

von Karin Kalisa


Verlag:‎ Droemer (Juni 2022)
Gebundene Ausgabe:‎ 256 Seiten
ISBN: ‎9783426282090
Genre: Roman

 

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Vorab-Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.

 

Museumskuratorin Mia Sund ist diplomierte Archäologin und beschäftigt sich mit Textilfasern. Eines Tages wird ihr ein Teppich mit ungewöhnlichen Farben zur Begutachtung gebracht. Obwohl Mia auf Grund früherer Ereignisse sehr zurückgezogen lebt, beantragt sie eine Dienstreise, um der Herkunft des Teppichs genauer auf den Grund gehen zu können. Damit beginnt für Mia eine Reise, die sie nicht nur quer durch Europa führt, auch ihre Gedanken gehen neue Wege, so dass sie letztlich nicht allein die Geschichte der Teppichknüpferin aufdeckt, sie findet selbst zurück in ein offeneres Leben.

Karin Kalisas Buch hat mich sowohl vom Klappentext her, als auch vom Cover und Titel angesprochen. Leider hat es mir bei weitem nicht so gut gefallen wie erhofft. Zu Mia habe ich keinen Zugang gefunden und die Geschichte von Nina, der Teppichknüpferin, wird als Geschichte in der Geschichte erst etwa im letzten Drittel des Buches erzählt. Für mich unterscheiden sich beide Geschichten massiv in der Erzählweise und die Verknüpfung zwischen den beiden hat mir nicht gefallen, da mir eine echte Verbindung zwischen den Geschichten und den Frauen fehlte.

Neben dem Inhaltlichen hadere ich auch mit dem Erzählstil. Für mich war er sehr distanziert, teils beinahe gestelzt oder krampfhaft akademisch formuliert. Dazu kommen zahlreiche Vergleiche, Metaphern oder Wortspiele, wie etwa „…eine bestimmte Schönheit oder eine schöne Bestimmtheit…“. Das klingt für sich allein gut, allerdings hatte ich das Gefühl das es kaum eine Seite ohne ähnliche Konstrukte gab und manches Mal habe ich mich nach dem Sinn gefragt. Dazu kommen viele lange, verschachtelte Sätze, zum Beispiel:

„Wie um Himmels Willen konnte sie herausfinden, ob es wahr war, was sie fürchtete, dass mit diesem Echo, das womöglich herumgeirrt war wie eine irrwitzig verzögerte Schallwelle, jahrelang auf der Suche nach einer Reflexionsfläche, bis sie auf einmal in Holger Berends eine gefunden hatte, die Vergangenheit sie hier und jetzt eingeholt hatte, trotz eines anderen Wohnortes, trotz eines anderen Namens, trotz eines anderen Berufes?“ (S.12)

Tatsächlich mag ich verschachtelte Sätze, wie sie etwa auch zahlreich bei Charles Dickens zu finden sind, doch in Karin Kalisas Roman habe ich sie vielfach eher als anstrengend empfunden, denn als kunstvolle Sprache.

Was mich neben all der Kritik allerdings begeistert hat, ist die ebenso spannende wie gründliche Recherche zu Fischerteppichen. Ich muss gestehen, dass ich vor der Lektüre des Buches weder den Begriff Pommersche Fischerteppiche noch überhaupt Fischerteppiche jemals bewusst gehört habe.

Wie ich nun weiß, wurden diese Ende der 20er Jahre in Ostpommern von Fischern und ihren Familien geknüpft. Als 1928 ein mehrjähriges Fischfangverbot erlassen wurde, damit sich die Fischbestände erholen konnten, mussten die Fischer eine andere Art der Einnahmequelle finden. Dies gelang ihnen schließlich mit ihren Teppichen. Was zunächst nur eine Notlösung war, wurde eine gewisse Zeit lang erstaunlich erfolgreich.

Doch auch dieses für mich sehr interessante Stück Zeit- und Kulturgeschichte kann den Roman für mich letztlich nicht runder machen.

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