Sonntag, 20. Juli 2025

Bruch: Am Abgrund

 

 



ISBN : 9783805201148
Taschenbuch 368 Seiten
Erscheinungsdatum : 15.07.2025
Genre : Krimi 
 
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)  



Klick

 

Nichts stimmte hier. Nichts war normal. So viel schräges Zeug hatte sie in den letzten sechs Monaten bei der Dresdner Kripo erlebt. Hier ging etwas vor. Etwas, das schon Jahrzehnte alt war, etwas, das schon begonnen hatte, bevor Bruch überhaupt geboren worden war. Vielleicht sogar noch irgendein alter DDR-Irrsinn. Irgendetwas auf jeden Fall, das von ganz oben gedeckt und vertuscht wurde.“ (S. 12)

Seit dem letzten Fall, der sie in die Prepper-Szene geführt und den sie geradeso überlebt haben, sind erst zwei Wochen vergangen. Felix Bruch liegt schwerverletzt im KKH und Nicole Schauer hat die physischen und psychischen Belastungen noch nicht verarbeitet. Da muss sie mit ansehen, wie in der Nähe des Reviers ein Auto in eine Menschenmenge rast. Obwohl es unzählige Zeugen gibt, kann der Täter entkommen, wird später als mittelgroßer Araber, Mitte 40, mit dunklen Haaren und Vollbart beschrieben. Für ihre Kollegen, das BKA und die sozialen Medien steht sofort fest, dass es ein islamistischer Anschlag war. Nur Nicole hat Bedenken.

Und dann ist auch noch Bruch verschwunden, als sie ihn in der Klinik besuchen will. Das Personal kann es sich nicht erklären, alleine gehen kann er mit seinen Verletzungen eigentlich nicht können, es war aber auch niemand Fremdes auf der Station.

 

Schon seit dem ersten Band bringt mich Frank Goldammer mit den Protagonisten und Geschehnissen an meine Grenzen. Es steht zwar Krimi drauf, aber für mich sind es Thriller. Nicole und Bruch (der Name passt immer besser zu der Figur) sind gescheiterte Existenzen, die gegen ihre Ängste und Traumata kämpfen müssen.

Nichts denken, nichts fühlen, nichts hoffen, jeglicher Impulse beraubt.“ (S. 15). Bruch konnte sich bisher kaum an seine Vergangenheit erinnern. Er spricht nur das Nötigste und zieht sich ansonsten in sich selbst zurück. Doch jetzt macht es immer öfter KLICK und ein verschüttetes Erlebnis oder Gefühl ist wieder da, wie bei einem Puzzle. Er kann die Teile nur noch nicht richtig zusammensetzen.

Keinem konnte sie mehr trauen. Keinem. Alles fasste ineinander, aber nicht wie Zahnrädchen, sondern wie auf eine verworrene Art und Weise, als hätte man eine Spinnwebe zusammengeknüllt.“ (S. 194) Nicole scheint diesmal ganz auf sich auf sich allein gestellt zu sein, traut Niemanden, fühlt sich verfolgt, redet kaum noch mit anderen und vermutet hinter allem etwas Böses. Es gibt einfach zu viele Ungereimtheiten. Ihre Kollegin Schmidtke versucht sich plötzlich mit ihr anzufreunden und zusammenzuarbeiten – warum?! Nicole merkt, dass sie langsam wie Bruch wird und nichts dagegen tun kann.

 

Der Fall ist extrem verzwickt und zieht immer weitere Kreise. Nicole entdeckt, dass der Amokfahrer nur die Spitze des Eisberges ist und alle Fälle, die sie bisher mit Bruch gelöst hat, irgendwie zusammenhängen müssen, und dass das – was immer es ist – schon sehr viel länger geht und von ganz, ganz oben gedeckt wird.

 

Frank Goldammer lässt Nicole in eine grausame, dystopischen Welt gleiten, die allmählich Bruchs Vergangenheit und Gegenwart enthüllt. Er spielt mit ihren und den Erwartungen des Lesers, ändert immer wieder den Blickwinkel und die daraus resultierenden Ergebnisse. Oft glaubt man, endlich die Lösung zu wissen, aber dann ist wieder alles ganz anders. Es ist unglaublich, wie viele Wendungen ein Buch auf knapp 370 Seiten nehmen kann.

 

Fesselnd bis zur allerletzten Zeile. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht. Ein sehr rasanter, gelungener Abschluss der Reihe.

Keine Kommentare: